Den Buntspecht erkennt man sofort an seinen typischen Geräuschen.

Illustration: Dennis Eriksson

Viel mag man über den Garten nachdenken, speziell im Morgengrauen, wenn Herzrasen, Sodbrennen und Harndrang einen nicht schlafen lassen. Beginnt man endlich wieder hinüberzugleiten, fangen doch glatt die Vogerln zu singen an - und schon liegt man wieder putzmunter, aber todmüde im Bett. Der Garten ist fürwahr kein Hort der Ruhe.

Hier zehn bemerkenswerte Gartengeräusche: Auf Platz zehn liegt der Buntspecht. Das Stakkato seiner Klopfaktivitäten ist unverwechselbar. Er gehört zum Inventar.

Platz neun kann der Rasenmäher der Nachbarn verteidigen. Was wäre ein Sommer im Garten ohne das sonore Brummen der Rasenmäher, bevorzugt natürlich sonntagmittags. Da geht das Gesprächsthema nie aus.

Platz acht nehmen auch dieses Jahr die dressierten Krähen des Nachbarn ein. Pünktlich um sieben Uhr in der Früh machen sie ihn laut krächzend und schreiend darauf aufmerksam, dass er ihnen endlich ein paar Radln Wurst und Nüsse vor das Fenster zu legen habe. Auch am Wochenende. Er steht gerne früh auf.

Auf Platz sieben folgt eine Geräuschabfolge, die entsteht, wenn der Gartler bloßfüßig auf eine Nacktschnecke steigt, "quatsch", und dann lautstark seinen Ekel darob bekanntgibt. Platz sechs ist ähnlich, es ist das Knirschen, wenn man auf eine Weinbergschnecke steigt, gefolgt von einem bedauernden Seufzen.

Durchs Bein ins Mark

Platz fünf, und es wird langsam spannend, sind Geräusche der Nacht. Kaum etwas lässt den Gartler neben seiner Gärtnerin derart aus den Federn fahren wie zwei streitende, balzende oder beinahe paarende Marder. Das Geschrei klingt entsetzlich, dringt erst durchs Bein und dann ins Mark, und bewegt sich durch sämtliche Gärten der Nachbarschaft. Wirklich zum Fürchten.

Ähnlich spooky ist es, wenn Katzen des Nachts um ihr Revier streiten - Platz vier. Das klingt, als ob sich zwei Babys mit Macheten die Vorherrschaft über den Planeten ausmachten. Und schon sind wir bei den Top drei angelangt.

Lyriker im Revier

Platz drei der Gartengeräusche belegt das wunderschöne Singen der Amseln bei einsetzender Dämmerung. Meist sitzen die Tiere am höchsten Punkt der näheren Umgebung und verlautbaren mit flötendem, melodiösem Gesang, dass dies ihr Revier sei. Die Amsel ist ein Vogel für romantische Lyriker unter den Gartlern.

Platz zwei verdient das Geräusch, das durch Zusammenkommen von Stahl, Stein und Erde entsteht. Kaum etwas ist so befriedigend wie das Ausstechen eines neuen Beets, stets begleitet vom schleifenden Kratzen der grabenden Stechschaufel im steinigen Erdreich.

Auf Platz eins liegt dieses Jahr, quasi als Senkrechtstarter, das nächtliche Knacken, das von der Rose kommt. Es ist ein sehr leises Knacken, aber doch deutlich vernehmbar. Und es verrät den Rüsselkäfer bei seiner schändlichen Tätigkeit, dem Zerfressen der Rosen.

Hilft der Nematodeneinsatz des aktuellen Jahres im kommenden Jahr nicht, dann wird man möglicherweise das "Zzzzschsch" eines Sprays hören - mit guten Aussichten, 2015 die neue Nummer eins zu werden. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 21.11.2014)