Zuerst einmal ist das gar nicht lustig, der Handyverlust. Panik kriecht hoch - da ist nicht nur das teure Gerät weg, sondern alles, was drauf ist. Wann war das letzte Backup? Und wenn jetzt der (die - bitte in allen anderen Fällen mitdenken), der's gefunden hat - und nicht zurückgeben wird, denn beim ersten Anruf läutet es noch, beim zweiten nicht mehr -, das Ding knackt: Kann er dann vielleicht nicht nur die ganze Nacht mit seiner Großcousine in Australien - oder der Pornohotline - telefonieren, sondern auch die Mails lesen? Welche aussenden? Apps oder anderes Klumpert um 100.000 Euro bestellen?

Nach der einigermaßen komplizierten Sperrung der SIM-Karte - man hat ja kein Telefon mehr und muss sich erst, in diesem Fall um ein Uhr nachts am Samstag, zu einem solchen begeben - geht es einem etwas besser und noch besser, nachdem man das Passwort für den MailAccount geändert hat.

Und dann ist man zu Hause, unerreichbar und unfähig, jemanden zu erreichen. Es ist Wochenende, und die Nummer kann erst am Montag wieder aktiviert werden. Und wenn jetzt der alte Vater akut erkrankt? Und wenn man sich selbst den Haxen bricht?

Am zweiten Abend ist einem das egal. Am dritten ist man davon überzeugt, zumindest nie mehr ein Smartphone zu wollen: in Zukunft nur mehr eines zum Telefonieren, höchstens. Und am vierten sitzt man da und tippt selig auf die Icons. Die Sucht hat einen wieder. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 19.11.2014)