Kein Motorrad, sondern Traumvehikel: der Chopper.

Foto: Gestalten Verlag

Das weltweit berühmteste Bild des Choppers zeigt Peter Fonda auf seiner "Captain America" getauften Maschine, wie er mit seinen Kumpels lautstark und wüst die Landschaft durchschneidet und auf endlosen Straßen ohne Namen mithilfe des Traums von der großen Freiheit das Leben in Versuchung führt. Aussteiger, Outlaws, Outcasts, Rebellen auf der Suche nach Unabhängigkeit.

Wider die Spießigkeit

Das Filmplakat zu Easy Rider steckt voller Anspielungen auf den Nimbus der USA, auf Amerikas Kultur, Geschichte, auf Kult, Emanzipation und den verlorenen American Dream, Hippietum, Jugendkultur, Rockmusik, Literatur und Wahnsinn. Wider Spießigkeit, wider vorherbestimmte Leben in Reihenhäusern und Vorgärten alias "Birth, School, Work, Death".

Paul D'Orléans versucht, Mythos, Legende und der Geschichte des "Choppers" nachzuspüren. Er exhumierte die bis 1867 auf Sylvester Roper und Louis-Guillaume Perreaux zurückreichende Genesis des Motorrads, zeigt den "Bob Job" bis zur Entwicklung des Multikulti-Mash-up, den Chopper als antiserielle Individualistenfahrzeuge darstellen. Penibel recherchiert.

Versifft, bekifft, unscharf

Das Fantastische an D'Orléans' Opus aber sind die zahllosen grandiosen Fotos. Historisch, Geschichten erzählend, Geschichte schreibend. So versifft, bekifft, unscharf und was auch immer sie teilweise sind. Großartig repräsentieren sie, was der fahrbare Untersatz für die Protagonisten auf den Fotos bedeutet: Individualität, Neugier, Leidenschaft, das Streben nach mehr, die Suche nach mehr als Utilitarismus und Bourgeoisie. Für Bike-Fans ein Must. Fetisch und Kult! (Gregor Auenhammer, DER STANDARD, 14.11.2014)