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Von 21. bis 28. November findet die Europäische HIV-Testwoche statt.

Foto: GUSTAVO AMADOR/epa

In der WHO-Europa-Region leben rund 2,3 Millionen Menschen mit HIV/Aids. Eine Million Betroffene gibt es in Mitteleuropa, 1,4 Millionen HIV-Positive in Osteuropa und Zentralasien. Auch in Österreich kommt die Hälfte der Betroffenen spät zur Diagnose. Das Virus kann jahrelang unbemerkt weitergegeben werden. Die Therapie reduziert dieses Risiko und stabilisiert die Gesundheit der Betroffenen. "Inakzeptabel ist, dass mindestens ein Drittel der HIV-positiven Menschen nicht wissen, dass sie infiziert sind", heißt es in den Unterlagen zur Testwoche.

Von 21. bis 28. November, im Vorfeld des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember, findet daher die Europäische HIV-Testwoche statt, die den Menschen ein mögliches HIV-Risiko bewusst mach soll. Die dazugehörigen Aktivitäten finden vor allem in Wien statt, doch auch in den Bundesländern gibt es die Möglichkeit zu kostenlosen Schnelltests, etwa in der HOSI Oberösterreich und in der HOSI Vorarlberg. Darüber hinaus bietet die Aids Hilfe in all ihren Filialen das ganze Jahr über kostenlose und anonyme Labortests, bei denen man das Ergebnis innerhalb von wenigen Tagen erhält.

Frühe Diagnose entscheidend

Die Vorteile der frühen Diagnose einer HIV-Infektion sind enorm. Einerseits reduziert eine moderne retrovirale Therapie die Virusbelastung bei den Betroffenen radikal und führt dazu, dass die Übertragbarkeit dramatisch verringert wird. Weiters wird durch die Behandlung das Fortschreiten der Immunschwäche mit potenziellen schweren Folgeerkrankungen verhindert, das körpereigene Abwehrsystem erholt sich wieder. Die aktuellen Therapien haben aus HIV/Aids, das ehemals eine tödlich verlaufende Erkrankung war, ein weitgehend chronisches und somit beherrschbares Leiden gemacht.

Doch die Situation ist auch in Europa noch lange nicht optimal. "Die Vorteile einer frühen HIV-Diagnose sind gut dokumentiert, trotzdem werden noch immer 50 Prozent der Diagnosen spät gestellt. Das heißt, dass viele erst aufgrund von Symptomen HIV-positiv getestet werden", stellen die Organisatoren fest.

Geschwächtes Immunsystem

"Auch Österreich ist hier kein 'Ausreißer' im positiven Sinn. Bei etwa 50 Prozent der positiven HIV-Tests handelt es sich um Spätdiagnosen", sagt Isabell Eibl, Leiterin der Abteilung Prävention der Aids Hilfe Wien. Die Zahl der CD4-positiven Zellen, die als wichtiges Kriterium für die Einschätzung des Zustandes der Infizierten gelten, liege dann unter 350 pro Kubikmillimeter Blut - etwa ein Drittel bis die Hälfte der Normwerte. Bei 22 Prozent der Betroffenen sei das Immunsystem bei der Diagnosestellung mit weniger als 200 CD4-positiven Zellen schon sehr geschwächt, so die Expertin.

Dabei müsste das in Österreich keinesfalls so sein. "Verglichen mit den anderen Ländern Europas, werden in Österreich die meisten HIV-Tests durchgeführt. Jährlich sind es über 1,2 Millionen HIV-Untersuchungen (inklusive über 400.000 getesteter Blutspenden) und somit über 98 Tests pro 1.000 Einwohner", sagt Eibl. Vergleichsweise werden in Frankreich 77 Tests pro 1.000 Einwohner und Jahr durchgeführt oder in Belgien 60 je 1.000 Einwohner. Seit 2010 ist eine HIV-Routinetestung von Schwangeren Teil der Mutter-Kind-Pass Untersuchung in Österreich (ca. fünf Prozent aller Tests), Etwa ein Prozent aller Untersuchungen werden durch die Aids-Hilfen veranlasst.

Es geht - wie seit eh und je in Sachen HIV/Aids - um die Zielgenauigkeit der Untersuchungen in Österreich. Die überwiegende Mehrheit der Tests wird nämlich im Rahmen der Betreuung von Patienten der Allgemeinbevölkerung im Krankenhaus veranlasst. Dabei steht am ehesten der Schutzaspekt für das Personal im Vordergrund. In Österreich dürften rund 8.000 Menschen mit HIV/Aids leben.

Risikogruppen erkennen

Einen erhöhten Präventions- und Testbedarf gibt es bei Männern, die mit Männern Sex haben. Auf sie entfallen rund 50 Prozent der HIV-Infektionen. Hinzu kommen Personen mit Herkunft aus Ländern mit einer hohen Verbreitung von HIV/Aids in der Allgemeinbevölkerung und Mensche, die intravenös Drogen konsumieren. Der Rest der HIV-Infektionen wird in Österreich durch heterosexuelle Kontakte erworben.

Die österreichischen Aids-Hilfen engagieren sich deshalb gemeinsam mit der Österreichischen Aids-Gesellschaft und der Österreichischen Gesellschaft niedergelassener Ärzte zur Betreuung HIV-Infizierter mit speziellen Test-Möglichkeiten. "Der frühe Test, verbunden mit einem rechtzeitigen Therapiebeginn hilft, Neuinfektionen zu verhindern. Allerdings nur, wenn mir als HIV-Positivem die HIV-Infektion bekannt ist und ich Zugang zur Therapie habe", sagte Philipp Dirnberger, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Wien. Fehlendes Risikobewusstsein und Angst vor Diskriminierung seien Barrieren für die Untersuchungen.

Deshalb lautet in den kommenden Tagen das Motto "Talk HIV.Test HIV". Anonymität ist natürlich gewährleistet. Die genauen Termine sind im Internet zu finden (Links unten). (APA/red, derStandard.at, 20.11.2014)