Genua - Die schweren Unwettern, die seit Tagen Norditalien im Würgegriff halten, sorgen weiterhin für Chaos und Verwüstung. Zwei Personen sind im lombardischen Cerro di Laveno unweit vom Lago Maggiore unter den Trümmern ihres Hauses ums Leben gekommen, das von einem Erdrusch erfasst wurde, berichteten italienische Medien.

Bei den Opfern handelt es sich um eine 16-Jährige, die im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlag, und um einen 70-jährigen Angehörigen des Mädchens, der unter den Trümmern starb. Drei Personen konnten sich retten. Häuser in der nächsten Umgebung mussten aus Sicherheitsgründen geräumt werden.

Von Fluss mitgerissen

Besonders schwierig ist die Lage in Ligurien, wo ein Vermisster gemeldet wurde. Der Mann war in Mignanego nahe Genua mit seinem Auto unterwegs und wurde von einem Fluss mitgerissen, der über die Ufer getreten war. Die Suche nach dem Vermissten läuft auf Hochtouren.

Genuas Stadtoberhaupt, Marco Doria, rief die Bewohner auf, ihre Wohnungen nicht zu verlassen, um die Arbeit der Rettungsmannschaften nicht zu erschweren. Beim Autobahnverkehr in Richtung Genua kam es zu erheblichen Problemen, einige Strecken mussten gesperrt werden. Die Bürgermeisterin der schwer überschwemmten Stadt Alessandria, Maria Rita Rossa, sprach von einer "Katastrophe". Flüsse seien über die Ufer getreten, über 20 Straßen mussten wegen Überschwemmungen gesperrt werden. Einige Ortschaften unweit der Stadt seien wegen Erdrutschen isoliert. 150 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.

Weitere Regenfälle

Auch für die nächsten Tage wurde weiterer Niederschlag erwartet. Seit den schweren Unwettern Mitte Oktober sind in Italien mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Die Schäden gingen in die Millionen. Das Land wird immer wieder von heftigen Unwettern heimgesucht. Kleine Flüsse verwandeln sich dabei in relativ kurzer Zeit in reißende Ströme und werden oft zur tödlichen Falle.

Tote auch in Frankreich und der Schweiz

Nicht nur in Italien gibt es Tote nach Unwetter. Bei heftigen Regenfällen in Südfrankreich und der Schweiz sind am Wochenende mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Im südfranzösischen Departement Gard wurde eine vierköpfige Familie in ihrem Auto von einer Brücke in einen Fluss gespült. Bei weiteren Unfällen starben zwei Männer. Im Süden der Schweiz wurde ein Wohnhaus fortgerissen, zwei Menschen starben.

Die Tragödie in Gard ereignete sich in der Nacht auf Samstag zwischen Nimes und Ales. Nachdem das Auto von einer Brücke ohne Brüstung in den Fluss gestürzt war, konnten die Mutter sowie ihre ein und vier Jahre alten Söhne nur tot aus dem Wasser geborgen werden. Augenzeugen und Einsatzkräfte retteten den Vater, der einen Schock erlitt.

Etwas weiter nördlich wurde ein weiteres Auto von einem über die Ufer getretenen Fluss mitgerissen, als der Wagen eine Brücke passierte. Dabei kam ein etwa 50 Jahre alter Mann ums Leben. Im Departement Lozere wurde am Samstag ein Pensionist tot in seinem Wagen entdeckt, der 20 Meter weit von einer überfluteten Gebirgsstraße abgekommen war. Während für vier andere südliche Departements am Freitag die Alarmstufe Orange ausgerufen worden war, hatte in Gard zunächst nur die Alarmstufe gelb gegolten.

Warme Temperaturen des Mittelmeers

Der Südosten Frankreichs ist in diesem Herbst schon von ungewöhnlich vielen starken Unwettern heimgesucht worden. Experten vermuten, die ungewöhnlich warmen Temperaturen des Mittelmeers könnten die Ursache sein. Bei den ersten Regenstürmen der Saison am 17. und 18. September waren sechs Menschen ums Leben gekommen.

In der Schweiz wurde bei Lugano in der Region Tessin ein dreistöckiges Wohnhaus in der Nacht auf Samstag durch einen Erdrutsch zerstört. Zwei Menschen kamen nach Polizeiangaben ums Leben. Vier weitere konnten gerettet werden, von denen drei leichte Verletzungen davontrugen. (APA, 16.11.2014)