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Franz Kreuzer (hier auf einem undatierten Archivfoto) und

Foto: APA/ORF

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Gerhard Weis (hier bei einer Pressekonferenz 1998), die Intendanten im Jahre 1974.

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Wien - Freitag erinnerte der Redakteursausschuss ORF-Chef Alexander Wrabetz und nebenbei Boston Consulting (BCG), beim Neuordnen der ORF-Führung (und politischen Personaldeals für die nächste ORF-Wahl) die Unabhängigkeit und das Selbstbewusstsein der ORF-Information ja nicht zu vergessen. Vor allem mit Blick auf das gemeinsame Newscenter für alle ORF-Medien, das auf dem Küniglberg entsteht - praktisch der Anlass für die große Neuordnung mit Koordinierung über alle Medien und mit Channel Managern für jeden ORF-Sender.

Den Redakteuren etwas sagen ...

Die ORF-Journalistinnen und -Journalisten fordern "möglichst dezentrale Führungsstrukturen, um die Meinungsvielfalt zu gewährleisten". Sie befürchten aber, "dass GD Wrabetz den politischen Parteien für seine Wiederbestellung im Jahr 2016 'Personalpakete' anbietet, um sich neuerlich eine breite Mehrheit im parteipolitisch besetzen Stiftungsrat zu sichern. Dagegen werden sich die Journalistinnen und Journalisten mit allen Mitteln zur Wehr setzen."

So warnen die Journalisten nicht zum ersten Mal. ORF-Chef Wrabetz und der Generaldirektion zugeordnete, Jahrzehnte in ORF-Strategien erfahrene Fachkräfte denken also gewiss darüber nach, wie sie den ORF so umbauen, dass sich die Redakteure von den neuen Führungskräften etwas sagen lassen.

... können vor allem Chefredakteure

Bei einem Publikumsgespräch des Instituts für Journalismus und Medienmanagement an der FH Wien bestätigte ORF-Chef Wrabetz zuletzt, dass die künftig für jeden ORF-Kanal geplanten Senderchefs für ORF auch Infochefs oder Chefredakteure bekommen sollen.

Nun könnte man als ORF-Chef und -Stratege die Idee des Channel Managers weiter denken und entdecken: Die Senderchefs sollten denn doch auch den Redakteuren vorgesetzt sein - und ihnen etwas auftragen können.

Nur: Das können Direktoren - jedenfalls in den Grenzen des Redakteursstatuts - und vor allem Chefredakteure, von denen es derzeit je einen für TV, Radio, Online gibt, ORF 3 etwa hat zudem einen eigenen.

Kanal-Chefredakteur

Wenn man die zwei Stränge (Channel Manager und Chefredakteur, der das Sagen hat) weiterdenkt, könnten die Channel Manager gleich selbst Kanal-Chefredakteure sein. Oder jedenfalls als solche definiert werden, damit sie den Redakteuren laut Redakteursstatut Weisungen erteilen können.

"Kanal-Chefredakteur" harmoniert freilich so gar nicht mit einem modernen Multimedia-Betrieb und klingt ganz grundsätzlich, so meinen manche im ORF, ziemlich grauenhaft.

Schlag nach bei Kreisky

Weil der Österreicher ganz grundsätzlich dafür bekannt ist, dass er mit Zuversicht in die Vergangenheit blickt, würde an dieser Stelle ein Blick in die ORF-Vergangenheit nicht weiter überraschen: Die ORF-Fernsehkanäle - damals hießen sie noch FS1 und FS2 - wurden schon einmal voneinander getrennt geführt - von so genannten Intendanten.

Ab 1974 nämlich gab es diese frühen Channel Manager - nach jener Novelle des Rundfunkgesetzes, mit der SPÖ-Chef und Bundeskanzler Bruno Kreisky einst den unliebsamen ORF-Generalintendanten Gerd Bacher loswurde (er kam zweimal wieder).

Kottan, Mundl, "Club 2"

Eine durchaus kreative Phase des ORF-Fernsehens, erinnern manche im ORF gerne - damals gingen erstmals "Ein echter Wiener geht nicht unter" und der "Club 2" on air, "Kottan ermittelt", Peter Turrinis "Alpensaga", Franz Novotnys "Staatsoperette".

ORF-Chef und die Programm verantwortenden Direktoren (bald wieder für TV-Information und TV-Programm statt FS1 und FS2) hießen bis 2001 Intendanten - also bis zur schwarz-blauen ORF-Novelle, um General Gerhard Weis loszuwerden.

Theater, Theater

Nun könnte die - in der öffentlich-rechtlichen Rundfunkwelt gebräuchliche - Bezeichnung wiederkehren für die Channel Manager, die dann Intendanten hießen und eigentlich als Kanal-Chefredakteure definiert werden. Jedenfalls könnten zwei oder mehr Fernsehkanal-Chefredakteure den Redakteuren durchaus den Eindruck der geforderten Dezentralität vermitteln.

Der Intendant kam wohl einst aus der Welt des Theaters in jene des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ihre Rückkehr in den ORF könnte das nächste verursachen. Die Redakteursvertreter arbeiten nun jedenfalls vorsorglich an einem neuen Redakteursstatut für den multimedialen ORF-Betrieb. (Harald Fidler, derStandard.at, 16.11.2014)