Dieses Gründerzeit-Zinshaus in Wien-Favoriten wurde für 1,15 Millionen Euro ersteigert. Der Rufpreis lag bei 900.000 Euro.

Foto: Otto&Brichard GsbR

Die Auktionatoren Eugen Otto (li.) und Oliver Brichard freuten sich über zahlreichen Besuch der Versteigerung, allerdings bot nur eine Handvoll Personen wirklich mit.

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Am Ende ging es dann doch wieder sehr schnell: Nur rund 40 Minuten dauerte die "zweite Wiener Zinshaus-Auktion" am Freitag im Hotel Hilton am Stadtpark; und damit unwesentlich länger als die erste Auktion vor einem Jahr. Damals begingen die beiden Wiener Immobilienprofis Eugen Otto und Oliver Brichard ihre Premiere als Auktionatoren und versteigerten zwei Häuser, eines davon ein Neubau aus den 1990ern. Beide fanden einen Käufer, Investor Günther Kerbler sicherte sich beide. Ein Haus hat er inzwischen schon wieder weiterverkauft.

Kerbler war (zumindest persönlich) nicht anwesend, dafür sehr viele andere, als Brichard am Freitag um elf Uhr die zweite Zinshaus-Auktion eröffnete. Mehr als 120 Personen waren im Saal, nur für hundert gab es Sitzplätze.

"Nr. 11" gegen "Nr. 18"

Im Katalog der zweiten Auktion befanden sich gleich sieben Zinshäuser, von denen allerdings eines wieder herausfiel: Der Abgeber hatte es zurückgezogen. Von den verbliebenen sechs Häusern wurden fünf mit einem Rufpreis von 1,3 Millionen oder weniger angeboten.

Mit dem höchsten Rufpreis startete die Auktion: Mindestens 1,9 Millionen Euro wollte der Abgeber eines Zinshauses im zweiten Bezirk mit Baujahr 1875. Von 20 Wohnungen stehen dort fünf leer, die Mieteinnahmen betragen knapp 18.000 Euro – pro Jahr. Für noch mehr "Fantasie" unter den Käufern sorgte aber wohl die aufrechte Baubewilligung für einen zweistöckigen Ausbau des Dachgeschoßes. Und tatsächlich lizitierten sich zwei Bieter – "Nr. 11" und "Nr. 18" (man erfuhr keine Namen) – gegenseitig auf 1.980.000 Euro hoch. Und zwar, wie von Brichard zuvor festgelegt, in Zehntausender-Schritten. Bieter Nr. 18 war bereit, am weitesten zu gehen.

Kein Gebot für zwei Häuser

Der Auftakt ließ einen ereignisreichen Vormittag erwarten, doch schon beim zweiten Objekt kam ein Dämpfer: Ein gleichfalls 1875 erbautes und ebenfalls im zweiten Bezirk gelegenes Haus mit einem Rufpreis von 1,18 Millionen Euro fand keinen Abnehmer. Dasselbe Schicksal ereilte ein zweistöckiger Bau in der Favoritner Scheugasse. Die beigestellten Pläne für eine siebengeschoßige Wohnbebauung des Grundstücks sollten wohl den sehr hohen Rufpreis von 1,3 Millionen Euro rechtfertigen, was aber keinen Erfolg zeitigte. Kein Gebot, nächstes Objekt.

Das meiste G'riss gab es um ein Zinshaus am Favoritner Erlachplatz mit Baujahr 1895 und Rufpreis 900.000 Euro. Von 17 Wohnungen stehen dort zwölf leer – da war sie wieder, die "Fantasie". Die Bieter Nr. 2, 11 und 18 handelten sich zunächst auf 1,03 Millionen Euro hoch, dann schaltete sich auch Nr. 8 ein. Bei 1.150.000 Euro gab Brichard per Auktionshammer den Zuschlag. Nummer 11 hatte die Nase vorn.

"Einbringer" als Kiebitze

Die beiden letzten Objekte, in Rudolfsheim-Fünfhaus bzw. Döbling gelegen, fanden nur je einen Bieter und gingen deshalb zum Rufpreis von 1,2 bzw. 1,3 Millionen Euro weg. Zum siegreichen Gebot kommen freilich immer noch die Kaufnebenkosten von rund sieben Prozent dazu.

Otto und Brichard sind überzeugt davon, mit ihrer (freiwilligen) Versteigerung den größtmöglichen Kreis an Bietern zu erreichen – und damit "den gesamten Markt abzubilden", wie Otto es nennt. Die tatsächliche Anzahl an Bietern war aber neuerlich gering; Otto sagte zum Schluss der Auktion zum Standard, alle registrierten Bieter hätten bei dem einen oder anderen Haus mitgeboten – insgesamt steigerte also nur eine Handvoll Personen mit. Viele der Anwesenden waren offenbar potenzielle Abgeber. Für 2015 ist die nächste Auktion geplant. Ob schon im Frühjahr oder doch wieder im Herbst, hängt davon ab, wie viele Abgeber die jüngste Auktion dazu animieren wird, ihre Objekte "einzubringen". Man habe jedenfalls "viele Visitenkarten eingesammelt", sagte Otto.

Bis 18 Uhr konnten die aktuellen Abgeber übrigens noch entscheiden, ob sie den Verkauf zum erzielten Preis annehmen – oder noch zurücktreten wollen. Für Otto und Brichard war um 11.40 Uhr aber alles erledigt. "Erst mit der Grundbucheintragung nach sechs Wochen wissen wir dann endgültig, wer verkauft hat und wer nicht." (Martin Putschögl, DER STANDARD, 15.11.2014)