Rossija und Srbija, Russland und Serbien, als logische Einheit: Plakatwand zum jüngsten Besuch Wladimir Putins in Belgrad.

Foto: Darko Vojinovic

Einen Monat nachdem sich der russische Präsident Wladimir Putin in Belgrad mit einer Militärparade, Beteuerungen der ewigen serbischen Freundschaft mit Russland und höchsten Staatsorden feiern ließ, fand am Freitag unter dem Namen "Srem 2014" in der nördlichen Provinz Vojvodina das bisher größte serbisch-russische Militärmanöver statt.

Eine Woche zuvor waren auf dem Militärflughafen Batajnica in der Nähe von Belgrad sechs russische Transportflugzeuge vom Typ Iljuschin 76 gelandet, beladen mit Kampffahrzeugen BMD-2, gepanzerten Transportern und Drohnen, die mit Raketen und MGs bewaffnet sind. Beim Manöver übte die rund 200 Mann starke russische Luftlandebrigade aus Tula mit serbischen Bodeneinheiten taktische Anti-Terror-Aktionen.

Westliche Partner nicht verärgern

Während russische Medien ausführlich über die serbisch-russische Militärübung berichteten, wurde sie in Serbien bis zum letzten Augenblick geheim gehalten. Serbische Medien sollten der Übung keine allzu große Aufmerksamkeit schenken, um, wie es hieß, die westlichen Partner angesichts der Ukraine-Krise nicht allzu sehr zu verärgern.

Die Übung sei bereits vor einem Jahr geplant worden, erklärte Serbiens Verteidigungsminister Bratislav Gasic. Außerdem hätten serbische Einheiten im Juli auch an Militärübungen mit Truppen der USA und einiger anderer Staaten teilgenommen.

Serbisch-russische Basis

Den USA ist seit langem auch die serbisch-russische Basis für Ausnahmezustände nahe der südserbischen Stadt Nis ein Dorn im Auge. Vor einigen Jahren wurde sie vom damaligen russischen Katastrophenschutzminister Sergej Schoigu eröffnet, der inzwischen Verteidigungsminister ist.

Der US-Thinktank Stratfor (Strategic Forecasting) sieht die Gefahr, dass sich dieses "humanitäre Zentrum" leicht in die erste russische Militärbasis außerhalb der GUS-Staaten verwandeln könnte. Dem russischen Katastrophenschutzministerium unterstehen 52.000 Uniformierte.

Kyrill weiht Denkmal ein

Die russische Präsenz in Serbien wird mit dem Besuch des Patriarchen für Moskau und ganz Russland Kyrill, der am Freitag begann, sozusagen abgerundet. Das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt soll, unter anderem, in den nächsten Tagen das Denkmal des russischen Zaren Nikolaus II. im Zentrum Belgrads einweihen.

Russlands verstärktes Auftreten auf dem Balkan wurde zuletzt auch dadurch deutlich, dass Moskaus UN-Botschafter Witali Tschurkin Widerstand gegen eine Annäherung von Bosnien-Herzegowina an die EU signalisierte. (Andrej Ivanji aus Belgrad, DER STANDARD, 15.11.2014)