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Thomas Middelhoff wurde am Freitag wegen Untreue verurteilt.

Foto: apa/epa/Oliver Berg

Am Morgen war Thomas Middelhoff noch siegessicher ins Landgericht Essen gekommen und hatte sich gut gelaunt von den zahlreichen Fotografen ablichten lassen. Doch am Vormittag schlug dann die Nachricht wie die sprichwörtliche Bombe ein: Middelhoff wurde wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu drei Jahren Haft verurteilt und noch im Gerichtssaal in Untersuchungshaft genommen, weil sein Wohnsitz in Frankreich ist und Fluchtgefahr besteht.

Es ist der tiefe Fall eines Topmanagers, dessen Hang zum Luxus Deutschland jahrelang bestaunt hatte. Von 1998 bis 2002 war Middelhoff Chef der Bertelsmann AG, von 2004 bis 2009 Chef des Mischkonzerns Arcandor (Karstadt, Quelle, Thomas Cook Reisen), der am 1. September 2009 Insolvenz anmeldete.

Aus der Arcandor-Zeit stammen die Anschuldigungen, über die am Freitag das Urteil fiel. Nach Ansicht des Gerichts hat Middelhoff sich in 27 Fällen der Untreue sowie in drei Punkten der Steuerhinterziehung schuldig gemacht und seinem früheren Arbeitgeber Arcandor einen finanziellen Schaden von rund 500.000 Euro zugefügt.

Zu Buche schlugen sich zahlreiche Hubschrauberflüge zwischen Middelhoffs damaligem Wohnsitz Bielefeld und der Acandor-Zentrale in Essen. Middelhoff wollte so dem Stau entgehen. Kein Problem, urteilte das Gericht. Aber er hätte die Kosten nicht Arcandor aufdrücken dürfen. Ebenso verhielt es sich mit einem Flug nach New York und einer Festschrift zu Ehren des Ex-Bertelsmannchefs Mark Wössner (180.000 Euro). Dies bezahlte ebenfalls Arcandor.

Richter Jörg Schmitt kritisierte bei der Urteilsbegründung auch Middelhoffs Prozess-Strategie: "Es ist leider so gewesen, dass wir überzeugt sind, dass an entscheidenden Stellen des Prozesses Ihre Einlassung nicht vom Willen des ehrlichen Umgangs, sondern von verteidigungstaktischen Motiven geprägt war."

Der 61-Jährige ist nun bis zum nächsten Haftprüfungstermin in U-Haft. Seine Anwälte können Revision einlegen. (Birgit Baumann, DER STANDARD; 15.11.2014)