Österreich ist eine Exportnation, der Industrieanteil vergleichsweise hoch, die Wertschöpfung durch die Ausfuhren beachtlich. Eine Studie des Osteuropainstituts WIIW belegt an sich bekannte Fakten mit Zahlen. Weniger verbreitet ist das Faktum, dass in immer mehr Lieferungen ins Ausland nicht in Österreich erbrachte Vorleistungen stecken. Allzu große Sorgen sollte das der Wirtschaftspolitik nicht bereiten, beweist doch dieser Umstand nur, dass das Land internationaler geworden ist. Globalisierung und Spezialisierung sind ja keine Einbahnstraßen. Auch der sinkende Anteil der Lohnkosten an der Wertschöpfung, der in der Studie klar herauskommt, stellt keinen Beinbruch dar. Dass die Arbeiterkammer als Auftraggeber der Untersuchung daraus folgert, über niedrigere Löhne könne man den Wettbewerb auf den globalen Märkten nicht gewinnen, mag richtig sein.

Den Faktor Produktivität zu vernachlässigen wäre aber fatal. Schon in den letzten Jahren ist ein deutliches Abdriften der österreichischen Position im internationalen Wettbewerb unübersehbar. Das hängt vor allem mit dem höchsten Anstieg der Arbeitskosten in der Eurozone zusammen, den das Land verzeichnet. Das Zurückfallen bei der Produktivität hinter Länder wie Frankreich, Belgien oder Deutschland kann sich als schmerzhaft erweisen. Lohnkosten sind gewiss nur ein Teil der Wettbewerbsfähigkeit, eine Produktivitätslücke können wir uns aber nicht leisten. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 14.11.2014)