Es gibt nur wenige medizinische Gebiete, die gesunden Menschen so viel Glück bringen können wie die Fortpflanzungsmedizin. Wenn hier eine Gesetzesnovelle bisher verbotene Methoden zulässt, die anderswo gang und gäbe sind, dann ist das an sich zu begrüßen.

Dennoch lässt der Weg zur Reform des Fortpflanzungsmedizingesetzes an der Vernunft des heimischen Gesetzgebungsprozesses zweifeln. Seit Jahren schon war eine Novelle überfällig, doch wurde dies von konservativen Kreisen in der ÖVP blockiert. Erst mehrere höchstgerichtliche Entscheidungen zwangen die Regierung zum Handeln - und auch dies geschah erst im letzten Moment und ohne eine umfassende öffentliche Diskussion wie in Deutschland. Ohne eine etwas progressivere Richterschaft würde Österreich wohl noch länger im Mittelalter steckenbleiben.

Auch im neuen Entwurf wurden manche Chancen vergeben: Warum sollen überzählige Embryonen nicht an andere Paare weitergegeben werden, die sonst keine Chance auf Kinder hätten? Warum dürfen solche Embryonen nicht routinemäßig auf Krankheiten untersucht werden, bevor sie ausgetragen werden - Krankheiten, die sogar späte Abtreibungen rechtfertigen? Damit würde Eltern und Kindern viel Leid erspart werden.

Aber wenn ÖVP und SPÖ einander so lange blockieren, bis gar nichts mehr geht, dann darf man sich nicht wundern, wenn das Ergebnis zu wünschen übrig lässt. (Eric Frey, DER STANDARD, 14.11.2014)