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Nicola Sturgeon ist neue Chefin der Nationalistenpartei SNP und damit Schottlands designierte neue Ministerpräsidentin.

Foto: REUTERS/Dylan Martinez

Die Volksabstimmung haben die Nationalisten in Schottland Mitte September zwar eindeutig verloren. Guter Dinge sind sie trotzdem: Seit dem Referendum hat sich die Mitgliederzahl der Nationalpartei SNP mehr als verdreifacht.

Ab heute, Freitag, hat die nunmehr drittgrößte Partei Großbritanniens eine neue Vorsitzende: Nicola Sturgeon. Die 44-Jährige, die damit auch Schottlands designierte neue Ministerpräsidentin ist, stand schon längst als Chefin fest; auf dem Parteitag in Perth erfolgt bloß die offizielle Verkündung des Votums.

Zehn Jahre lang diente die kinderlose Juristin aus Glasgow dem trickreichen Alex Salmond als Stellvertreterin im Parteiamt; sieben Jahre lang hat sie Salmond als Premiervize im Gesundheits- und Infrastrukturressort den Rücken freigehalten.

Nach dem Rücktritt des langjährigen Frontmanns wagte es kein SNP-Mann, gegen die Frau mit der Helmfrisur und dem eisernen Lächeln anzutreten – zumal deren Ehemann Peter Murrell als Parteimanager im Hintergrund die Fäden zieht. Der Parteitag wird wie geplant zu Sturgeons Krönungsmesse.

Zunehmend Frauen an der Spitze

Dem Parlament in Edinburgh steht damit ein Beinahe-Feminat ins Haus: Schon bisher waren die Vorsitzenden der lokalen oppositionellen Labour- und Tory-Parteien Frauen; und über die Debatten wacht Präsidentin Tricia Marwick. Um die Nachfolge der enttäuscht zurückgetretenen Labour-Chefin Johann Lamont bewerben sich erneut zwei Frauen.

Ausdrücklich bezog sich Sturgeon in der Bewerbungsrede für den SNP-Parteivorsitz auf ihr Geschlecht. Mit ihrer Kandidatur sende sie "eine klare Botschaft an jedes Mädchen und jede junge Frau: In Schottland gibt es für eure Ambitionen keinerlei Grenzen." Politisch will sich die Nationalistin, die in Glasgow Jus studierte und einige Jahre als Anwältin praktizierte, darauf konzentrieren, weitere Kompetenzen aus London zu gewinnen. Kritiker warfen der bisherigen SNP-Regierung stets vor, um des Ziels der Unabhängigkeit willen nicht genug Gebrauch von den schon bestehenden Freiräumen zu machen.

Darauf muss Sturgeon – die ein bekennender Fan der dänischen TV-Politikserie "Borgen" ist – ebenso eine Antwort finden wie auf die Ungeduld all jener, die vom Referendum erstmals politisiert worden sind. "Deren Hoffnung darf nicht sterben", sagt Sturgeon, die 2008 den Scottish Politician of the Year Award gewann. (Sebastian Borger, DER STANDARD, 14.11.2014)