Frances McKee und Eugene Kelly sind The Vaselines und nächste Woche live in Wien.


Foto: Chelsea

Wien - Begriffe wie Legende, Ikone oder Kult werden heute jedem schneller umgehängt, als die derart Apostrophierten nachschlagen können, was das eigentlich bedeutet. Auf die Band Vaselines trifft zumindest der Kult ein wenig zu. Dabei hat die aus Glasgow stammende Formation nicht viel dafür getan.

Gegründet in den mittleren 1980ern, hatte die Band von Eugene Kelly und Frances McKee nur zwei Singles und ein Album aufgenommen, bevor sie verschwand. Die schmale Hinterlassenschaft drang jedoch an die Ohren des Kurt Cobain, der die Vaselines öfter als einmal als Lieblingsband nannte. Im Zuge seines Kreuzzugs mit Nirvana bewegte er The Vaselines in den frühen 1990ern zu einer Reunion. Gemeinsam tourten sie durch die USA, Cobain nannte sogar seine 1992 geborene Tochter Frances nach der Vaselines-Sängerin.

Dazu kam eine Neuauflage des Vaselines-Katalogs, doch bald waren Kelly und Frances McKee wieder in der Obskurität verschwunden. Aus dieser tauchten sie vor fünf Jahren wieder auf, kommenden Donnerstag spielen sie ein Konzert in Wien, im Chelsea.

Die Vaselines galten als Vertreter einer Strömung, die man damals Noise-Pop nannte. Dazu zählte eine Unmenge an Bands, die der New Musical Express auf dem bis heute wie eine Bibel gehandelten Sampler C86 veröffentlichte.

Noise-Pop war geprägt von aufgeregten Schrammelgitarren, netten Melodien und einer gewissen Kurzatmigkeit. Diese zeitigte oft dünne Stimmchen genauso wie Lieder unterhalb der Zwei-Minuten-Grenze.

Diese Atemlosigkeit verband Bands wie Talulah Gosh, The June Brides, The Wedding Present, Motorcycle Boy und viele andere.

Heute ist das natürlich Bier von gestern, aber in einer Ära, in der Pop sich zusehends in seiner eigenen Geschichte nach "Neuem" umsieht, müssen sich The Vaslines nicht verstecken.

2009 tauchten sie zeitgleich mit dem vom Label Sub Pop erneut veröffentlichten Frühwerk wieder auf, seit damals haben sie zwei neue Alben eingespielt: Sex with an X (2010) und heuer V for Vaselines.

Ihrem charmant-eiligen Charme halten sie auf den neuen Alben natürlich die Treue, und live vermischen sich alte und neue Lieder ohne erkennbare Qualitätsunterschiede. (Karl Fluch, DER STANDARD, 14.11.2014)