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Vollbartträger Veli Kavlak sagt, dass das österreichische Nationalteam auch ohne Alaba eine sehr hohe Qualität besitze. "Für Euphorie ist aber noch kein Platz vorhanden."

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Wien - Es ist nicht so, dass Christoph Leitgeb im Training versucht, gezielt gegen die Schienbeine von Veli Kavlak und Stefan Ilsanker zu treten. "Aber es geht schon darum, mich aufzudrängen." Einer aus diesem Trio wird am Samstag in der EM-Qualifikation gegen Russland kicken. Durch die Verletzung von David Alaba ist ein Platz im zentralen Mittelfeld frei geworden. Nur zu zehnt zu kicken, ist keine Option, das wäre erstens dumm und zweitens ein Affront den Russen gegenüber. Deren Teamchef Fabio Capello hat übrigens seit fünf Monaten kein Gehalt bezogen. Der nationale Verband hat diese Peinlichkeit nun offiziell eingestanden. "Das ist nichts, worauf man stolz sein könnte. Wir haben einfach nicht genug Geld, um ihn zu bezahlen", sagte Funktionär Sergei Stepaschin. Leitgeb ist diese Baustelle egal.

ÖFB-Teamchef Marcel Koller muss den neuen Alaba suchen. Leitgeb gilt als Favorit. Der 29-Jährige ist bei Red Bull Salzburg gesetzt. Er sagte so nebenbei, dass er nicht vorhabe, zum Partnerklub nach Leipzig zu wechseln. "Man kann mich nicht zwingen."

40 Länderspiele hat er absolviert und dabei null Tore geschossen. Er weiß ob dieser Schwäche. Da in ihm ein Schelm steckt, glaubt er sich daran erinnern zu können, "dass ich im Training einmal ins Tor getroffen habe." Aufgrund seiner Bodenständigkeit und gesunden Selbsteinschätzung lehnt er den Vergleich mit Alaba ab. "Das eine ist Bayern und Weltklasse, das andere Salzburg und Leitgeb. Wobei wir in einem Test die Bayern 3:0 geschlagen haben." Gewisse Parallelen seien aber nicht zu leugnen. "Wir rennen beide wie aufgezogen und wollen immer den Ball haben."

Kavlak ist wieder fit

Kavlak wurde erst nachnominiert. Der 26-Jährige steht in der Hierarchie bei Besiktas Istanbul ganz oben, im Team hat er diesbezüglich noch Luft. Aufgrund einiger Wehwehchen hatte Koller zuletzt auf ihn verzichtet, nun ist Kavlak fit. "Ich muss für mich keine Werbung machen. Man weiß, was ich kann." Wie Leitgeb zählt auch Kavlak nicht gerade zu den Goalgettern. 30 Länderspiele, ein Tor, und das just gegen die Türkei. Er erklärt diese relative Ungefährlichkeit so: "Im zentralen Mittelfeld bist du ständig unterwegs und in Zweikämpfe involviert. Du rennst nach vor und zurück. Da fehlt beim Abschluss die Puste und die Kozentration. Aber ich arbeite daran."

Kavlaks Vertrag bei Besiktas endet im Sommer, er hat mehrere Möglichkeiten. Er ist sich sicher, irgendwann zu Rapid zurückzukehren. "Da hat alles angefangen, das bleibt mein Herzensklub. Aber bevor es so weit ist, gibt es noch einige Zwischenstationen."

Ilsanker ist der Außenseiter im Rennen um Alabas Job. Von Mattersburg gekommen, hat sich der 25-Jährige in Salzburg durchgebissen. "Trotz großer Konkurrenz." Ilsanker zählt im Team zum erweiterten Stamm, vom Fixleiberl ist er ein Stückerl weit weg. Seine Bilanz: vier Einätze, null Tore. Zum Vergleich Alaba: 35 Länderspiele, acht Treffer, davon vier Elfer. Ilsanker: "Ich kann kein Alaba sein, aber ich gebe alles." Rein theoretisch könnten auch Aleksandar Dragovic und Zlatko Junuzovic das Vakuum füllen. Aber die werden anderweitig gebraucht, in der Innenverteidigung und im offensiven Mittelfeld.

Leitgeb, Kavlak und Ilsanker sagen: "Der Teamchef entscheidet." (Christian Hackl, DER STANDARD, 13.11.2014)