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Das Mutter-Kind-Programm läuft bereits seit 40 Jahren, immer wieder gab es Reformen - heuer kam etwa eine Hebammenberatung hinzu.

Foto: dpa/ Patrick Pleul

Wien - Vor rund zwei Wochen wurde der Startschuss für eine Reform gegeben, dementsprechend gelassen nimmt man die Kritik des Rechnungshofes (RH) am Mutter-Kind-Pass im Gesundheitsministerium entgegen. "Es wurde gerade ein Neuerungsprozess gestartet, bei dem es um eine Modernisierung des Systems geht", heißt es im Büro von Ministerin Sabine Oberhauser (SP).

Aus Sicht der Prüfer ist das auch dringend nötig. Der Nutzen des Passes bzw. einzelner Untersuchungen sei nämlich seit der Einführung nicht geprüft worden, schreiben sie in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht.

Rückwirkende Korrektur

Dabei ist die Kostenentwicklung der vergangenen Jahre insgesamt keineswegs dramatisch. Zwischen 2008 und 2011 sind die Ausgaben um 4,9 Prozent gestiegen (auf zuletzt 53,77 Millionen Euro). Zwei Drittel davon trägt der Familienlastenausgleichsfonds.

Dennoch hätten Kosten vermieden werden können. Wegen einer Layoutänderung des Mutter-Kind-Pass-Dokuments konnten nämlich plötzlich auch ärztliche Leistungen eingetragen werden, die nicht Bestandteil der Untersuchungsprogramme waren. "In der Folge wurden derartige Leistungen verstärkt von den Ärzten erbracht und verrechnet", schreibt der RH. Um deren Finanzierung dann zu ermöglichen, wurden sie mit einer Verordnungsnovelle nachträglich zum Inhalt der Untersuchungsprogramme gemacht, was in den Jahren 2008 und 2009 zu Mehrkosten von rund 6,5 Millionen Euro führte.

Ziel: Mehr Qualität

Das Mutter-Kind-Programm läuft seit 40 Jahren, immer wieder gab es Reformen - heuer kam etwa eine Hebammenberatung hinzu. Gemeinsam mit dem Familienressort hat das Gesundheitsministerium jetzt Arbeitsgruppen eingesetzt, die, so der Plan, zumindest ein Jahr lang über weitere Änderungen beraten. Das Ziel: mehr Qualität, ein attraktiveres Angebot und verstärkte Nutzung zur Frühförderung von Kindern.

Der Mutter-Kind-Pass ist aber längst nicht der einzige Punkt, den der Rechnungshof im Gesundheitsbereich untersucht hat. So wird kritisiert, dass die Ausgaben für Gesundheitsvorsorge in Österreich weitgehend planlos vergeben werden. Nur für 3,5 von 461 Millionen Euro, die 2011 in diesem Bereich ausgegeben wurden, "existierte eine Gebietskörperschaften und Sozialversicherung umfassende Strategie". Insgesamt könnte man mehr machen: Während in Deutschland 3,7 Prozent und in der Schweiz 2,1 Prozent der Gesundheitsausgaben in die Vorsorge fließen, sind es in Österreich nur 1,9 Prozent.

Vergeblich gesucht wurde vom Rechnungshof eine "vollständige und institutionenübergreifende Aufstellung" aller Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention. Im Gesundheitsressort weist man darauf hin, dass gerade ein diesbezügliches Monitoring - beschlossen von Bund, Ländern und Sozialversicherungen - erarbeitet werde. (red, DER STANDARD, 13.11.2014)