Die Netzneutralität hat einen starken Verbündeten gefunden: US-Präsident Barack Obama will, dass Internetanbietern verboten wird, den Zugang zu bestimmten Webseiten zu drosseln. Anbieter müssten alle Inhalte im Netz gleichberechtigt durchleiten. Auch das EU-Parlament hatte sich im Frühjahr für eine solche Regelung ausgesprochen.
Ende der Flatrate?
Hierzulande haben allerdings manche Mobilfunker keine rechte Freude mit der Netzneutralität. "3"-Chef Jan Trionow befürchtet gar das Ende der Flatrate-Tarife in Österreich, wenn die Regelung politisch zementiert wird. Mit dem Start von Netflix landete das Thema auch in Österreich. Der Streamingservice hat für einen kräftigen Anstieg des Datenverbrauchs gesorgt. Bei manchen Anbietern hat sich dieser um über 40 Prozent gesteigert. Einerseits freut das Mobilfunker und Internetprovider, da Kunden auf bessere Pakete umsteigen oder Breitband abonnieren. So sprach A1-Chef Hannes Ametsreiter kürzlich davon, dass Netflix für einen Anstieg an Breitbandkunden gesorgt habe.
Bezahlte Netzwerke
Gleichzeitig ächzen die Mobilfunker unter der Datenbelastung. Hier war es wiederum der A1-Manager Ametsreiter, der damit aufhorchen ließ, dass er Netflix angeboten habe, ein bezahltes Content Delivery Network (CDN) einzurichten. Diese Netzwerke sorgen dafür, dass Daten schneller zum Kunden gelangen. Aber nicht, weil sie in der Leitung bevorzugt werden – sondern weil die Server mit den Daten näher beim Kunden lokalisiert sind. Google und Facebook verfügen beispielsweise über CDNs; für Netzaktivisten gelten selbst finanzierte CDNs großer Service-Anbieter wie Netflix nicht als Verstoß gegen die Netzneutralität.
Spotify-Angebot von "Drei"
Die sei nach Lesart von Konsumentenschützern erst in Gefahr, wenn sich Provider einmischen. Etwa, indem sie ihre Leitungen für gewisse Dienste schneller machen. So wurde "3" heftig für sein Spotify-Angebot kritisiert: Zu einem Fixpreis von 9,99 Euro konnten "3"-Nutzer den Musikstreaming-Service nutzen, ohne ihren allgemeinen Datenverbrauch zu belasten. Netzaktivisten beklagten, dass Spotify dadurch einen "unfairen Wettbewerbsvorteil" bekomme.
Daten-Flatrate in Gefahr
Die Überlegungen von "3" gehen aber noch weiter: Die Erhaltung von Mobilfunknetzen koste Geld - verstärkt sich der Trend zum Datenverbrauch, sei das Konzept einer Daten-Flatrate in Gefahr. "3" setzt als einer der letzten Anbieter noch auf volle Flatrates mit unendlichem Datenverbrauch ohne Drosselung. Ein Angebot wie der Spotify-Deal sei daher als erste Überlegung in Richtung Alternativen zu sehen, so "3" zu derStandard.at.
"Prinzipiell legitim"
Der dritte große Mobilfunker T-Mobile hegt momentan keine Überlegungen über ein solches Angebot. "Wir haben mehrere Internettarife, innerhalb derer alle Daten gleich behandelt werden", sagt Unternehmenssprecher Helmut Spudich zu derStandard.at. Er findet es allerdings "prinzipiell legitim", wenn Dritte die Kosten für die Zustellung der Daten übernehmen. So wie beispielsweise Amazon Geld an Paketdienste überweist, um die Lieferungen schneller zum Kunden zu bekommen.
Momentan sieht T-Mobile jedoch keinen Bedarf nach solchen Angeboten. Wichtig sei aber, so Spudich, dass gewisse Dinge einen Vorrang gegenüber anderen Daten haben müssten – beispielsweise "Voice over IP" und Angebote im Bereich der Telemedizin. (sum/fsc, derStandard.at, 11.11.2014)