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Die Wienerin Eva Menasse schreibt seit 2003 in Berlin.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien – Seit 2010 verleihen die Casinos Austria in Kooperation mit den Büchereien Wien (Christian Jahl leitet die Vorjury) jährlich den Literaturpreis Alpha (10.000 Euro) an einen Autor mit Österreich-Bezug, der noch nicht mehr als drei Bücher veröffentlicht hat – für die drei diesjährigen Finalisten die je letzte Chance.

Die Casinos sehen sich damit in einer "gesellschaftlichen Verantwortung, eine Literaturlandschaft zu sichern", welche die Einnahme anderer Perspektiven ermögliche. Etwa die in Erwin Uhrmanns Ich bin die Zukunft, wo ein Aufstieg zum Ausstieg wird. Oder jene von Ein weißer Elefant, in dem sich Daniel Wisser mit der modernen Arbeitswelt auseinandersetzt.

Zur Siegerin kürte die aus Falter-Feuilletonchef Klaus Nüchtern, der Journalistin Gabriele Madeja und dem Autor und Kinderpsychologen Paulus Hochgatterer zusammengesetzte Jury schließlich Eva Menasse, die in Quasikristalle eine Frau aus dreizehn verschiedenen Perspektiven als Tochter, Mutter, Freundin, Mieterin etc. zeigt. Ihre eigene ist nur eine davon. Sie ist immer anders – und doch ein Ganzes.

Der Schmäh

Zum vierten Mal in Folge gewann Montagabend damit eine Autorin den Preis. Zwei der "Alphamädchen", so Moderatorin Clarissa Stadler, werden seit ihrem Sieg auch in den USA publiziert. Menasse wurde bereits in rund zehn Sprachen übersetzt – unter den "Autoren, die noch nicht über einen großen Namen verfügen", wie der Preis seine Zielgruppe definiert, hat Menasse also sicher den größten. Gewiss mag man sich mit der Kür der populärsten Teilnehmerin auch eine Steigerung der Bekanntheit des Preises erhoffen. Auch in Deutschland, wo sich die Wienerin einiger Aufmerksamkeit erfreuen darf. Neben ihrer früheren Tätigkeit für die FAZ hat daran wohl auch das Interesse am Exotismus des kleinen Nachbarn, das Menasse mit "Schmäh" bedient, Anteil.

Es waren kritische Finaltexte: scharf in der Analyse und konfrontativ. Menasses Sieg ist verdient, ihre Sprache ist präzise und unterhaltsam, ohne unkritisch zu sein. Allerdings stellt sich die Frage, ob ein anderer den Preis, der Autoren am Beginn ihres Weges unterstützen will, damit sie ihn "fortsetzen können", nicht nötiger gehabt hätte. (Michael Wurmitzer, DER STANDARD, 12.11.2014