Claudia Michelsen als Hauptkommissarin Doreen Brasch und Sylvester Groth als Hauptkommissar Jochen Drexler.

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Es gibt Lebenswelten im Krimi, die die Zuschauerschaft an den Rand der Vorstellungskraft bringen. Dass man jemandem, um ein beliebiges Beispiel zu geben, im Rausch der Gefühle einen Dekorationsgegenstand über den Schädel zieht, mag man sich ja noch irgendwie vorstellen können.

Was der jüngste Magdeburger "Polizeiruf 110: Eine mörderische Idee" dem Publikum am Sonntagabend zumutete, war im Vergleich dazu schon eine ordentliche Herausforderung. Es ging in einem allgemein sehr verschachtelten und komplexen Fall auch um Computerkriminalität, um das Einhacken in fremde Rechner und Maschinen, die sich plötzlich wie von Geisterhand ein- oder ausschalten. Man sah Menschen wie irre auf ihre Computertastatur eintippen und gekrümmte Rücken in blau flimmernden Serverräumen an Bildschirmen hängen, als käme von dort die Lebensenergie.

Dass die Erzählung immer mehr von ihrer Stringenz verlor, man auf den einen oder anderen Erzählstrang, das eine oder andere "Ach, die haben auch eine Affäre?!" hätte verzichten können - alles verzeihbar für diesen Einblick in eine Welt, die den wenigsten PC- und Smartphone-Besitzern vertraut sein dürfte.

Daneben hat dieser Polizeiruf die besten verhaltensgestörten Ermittler von allen. Solche, die sich trotz ihrer offensichtlich ziemlich verkorksten Leben, ihrer hoffnungslosen sozialen Inkompetenz so souverän und leidenschaftlich durch ihr Leben kämpfen. Die, wenn ihnen ein politisch korrekter Supermarktleiter erzählt, man führe aus Prinzip keinen Genmais im Sortiment, nur ein knarzend trockenes "Bravo" zustande bringen. Das allein muss man schon "bravo" finden. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 11.11.2014)