Michael Häupl ist jetzt 20 Jahre Bürgermeister, und da muss er allerlei Peinlichkeiten über sich ergehen lassen, wie das Interview mit dem Lokal-TV-Sender, in dem er die submissest gestellte Frage, ob Wien auch so geworden sei, wie er sich das vorgestellt habe, mit einem Blick beantwortete, der etwa sagte: "Is' scho guat, aber is' des jetzt eh bald vorbei?"

Wien ist unter Häupl eine Stadt geworden, die weiterhin im Großen und Ganzen funktioniert; eine Event-Stadt, in der alle Augenblicke etwas los ist (manchmal zu viel); eine ziemlich teure Stadt (vor allem das Wohnen), eine Stadt mit einem vorläufig noch toten Luxusquartier - und vor allem eine wachsende Stadt (1,8 Mio. Einwohner). Und eine Stadt der Migranten.

Wir ziehen die offizielle Statistik der Stadt Wien heran (www.wien.gv.at/menschen/integration/grundlagen/daten.html). Geht man nach der dortigen Definition von "Migrationshintergrund" (mindestens ein Elternteil im Ausland geboren), so ist heute knapp die Hälfte der Wiener zugewandert - entweder selbst oder ihre Eltern.

Nach Altersgruppen ist es noch signifikanter: Zwischen 50 und 70 Prozent der unter 15-Jährigen haben Migrationshintergrund; zwei Drittel davon sind schon in Österreich geboren. Wie ist Häupl mit dieser Dynamik und ihren Folgen umgegangen, und wie wird er es in den nächsten Jahren tun? Das entscheidet über seinen Platz in der Wiener Geschichte. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 8.11.2014)