Ein jahrelanger Streit und Machtkampf ist beendet: Für die AUA-Bord-Mitarbeiter gilt ab 1. Dezember ein neuer Kollektivvertrag. Er ist der günstigste in der gesamten Lufthansa-Gruppe.

Foto: Matthias Cremer

Wien - Die Bord-Mitarbeiter der AUA werden bis zum Wochenende über die Details des neuen Kollektivvertrags (KV) vom Betriebsrat informiert. Dem STANDARD liegt der neue KV bereits vor. Er gilt für rund 3.200 Mitarbeiter und tritt am 1. Dezember in Kraft. Sein Sukkus: längere Flugzeiten, weniger Gehalt und weniger Freizeit. Für die angeschlagene Airline war der neue Vertrag notwendig, um weiter bestehen zu können. Die Unterschiede zum alten AUA-KV sind größer als zum Tarif ehemaliger Lauda-Air-Mitarbeiter und zu jenem, der nach der Lauda-Air-Übernahme galt. Der neue KV ersetzt die seit zwei Jahren geltenden Tyrolean-Konditionen.

Zum Vergleich: Im KV AUA-alt wurde nach 17 Dienstjahren die höchstmögliche Verdienstgrenze erreicht, die bei 13.300 Euro lag. Jetzt erreichen die Kapitäne erst nach 34 Jahren das Maximum von 10.217 Euro. Es gibt aber auch Verbesserungen: Erstmals in der Geschichte des Unternehmens gibt es eine Gewinnbeteiligung.

Flüge für Schweizer und Belgier

In Summe hat die AUA damit die günstigste Kostenstruktur innerhalb der Lufthansa Gruppe, wie AUA-Chef Jaan Albrecht zuletzt betonte. So fliegt die AUA schon jetzt mit eigenen Crews und Fliegern für die Lufthansa und die belgische Schwestergesellschaft Brussels. Auch die Swiss hat Flüge an die AUA ausgelagert. In Zukunft könnte dieses Fremdgeschäft weiter ausgebaut werden, so Albrecht. Ein AUA-Sprecher wollte sich zum neuen KV nicht äußern, weil er den Informationsveranstaltungen nicht vorgreifen wolle. Nur so viel: Der AUA-KV liege noch immer um 20 Prozent über jenem von FlyNiki.

Neu ist auch, dass die AUA-Crews in den starken Monaten im Sommer (im 2. und 3. Quartal) 100 statt der üblichen 90 Stunden im Monat fliegen müssen. Die Jahresarbeitszeit lag bisher bei 800 Stunden, mit Training und Schulungen bei maximal 950 Stunden. Jetzt ist die Normalflugzeit bei 900 Stunden, inklusive Training bei 980 Stunden.

Beiträge in Pensionskasse

Waren bisher mindestens neun freie Tage im Monat vorgesehen, so sind es jetzt im Sommer mindestens acht freie Tage. Die bisherige leistungsorientierte Pension wird in eine beitragsorientierte geändert, also ein System, in das die Mitarbeiter einzahlen müssen.

Wörtlich heißt es, "der Dienstgeber leistet für Piloten und Flugbegleiter ... einen Beitrag an eine Pensionskasse oder eine betriebliche Kollektivversicherung in Höhe von vier Prozent, für Piloten ab dem 15. Dienstjahr in Höhe von fünf Prozent, des jeweiligen Bruttojahresentgelts. Für Flugbegleiter, die ab dem 1. 12. 2014 eingetreten sind, werden bis zur Vollendung des zehnten Dienstjahres keine Beiträge, ab dem Beginn des elften Dienstjahres ein Beitrag in Höhe von vier Prozent, des jeweiligen Bruttojahresentgelts geleistet".

Gepäcksgebühren

Um den Billigfliegern Paroli bieten zu können, werden neue Tarifmodelle durchdacht. Gut möglich, dass künftig bei billigen Tickets das Gepäck extra verrechnet wird. Umgekehrt versucht die AUA Premiumkunden, die viele Stunden im Langstreckenflieger verbringen, mehr Angebote zu machen, von denen auch die AUA etwas habe, wie der neue AUA-Vorstand Andreas Otto vor Journalisten erklärte.

Ab Oktober 2015 wird die AUA mit einer Boeing 767 ein Mal pro Woche Mauritius anfliegen. Tickets gibt es ab 899 Euro in der Eco und ab 2.999 Euro in der Business Class. Mit dem neuen KV und zusätzlichen Fliegern will die Airline vor allem auf der Langstrecke wachsen, in Europa eher nicht. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 8.11.2014)