Facebook, höre ich, ist ja eher für die Alten. Deshalb bin ich auch auf Facebook und zum Beispiel nicht auf Instagram oder Twitter. Ersteres zu jung, Letzteres zu schnell, zu hektisch und überhaupt zu viel von allem. "Zu viel Testosteron", bringt es eine Freundin auf den Punkt, die sich da viel besser auskennt als ich. In meinem Facebook tummeln sich in sozialen Netzwerk-Kategorien tatsächlich nur Uralte, aber der Testosteronspiegel ist eher unauffällig. Dafür stehen da zu meiner eigenen Überraschung immer wieder interessante Dinge zu lesen, die mir ein bisschen einen Einblick geben, wie die Welt heute so läuft.

Powerpoint für Dreijährige

Zum Beispiel lese ich, dass jetzt keine Zahnfee mehr in die Kindergärten kommt, sondern die Kindergartenkinder Workshops zum Thema "Professionelle Zahnhygiene" besuchen (zu meiner Zeit gab es im Kindergarten überhaupt keine Zahnbürsten!). Ich stelle mir einen Haufen Dreijähriger vor einer komprimierten Powerpoint-Präsentation vor, die anschließend alle gemeinsam eine kleine Praxisübung absolvieren. Wie spielerisch das dann ist, kommt natürlich ganz auf den Workshop-Leiter an.

Elton John und die Zahnfee

Aber nicht nur die Jungen kommen dran. Ich muss auch in Fortbildungsworkshops. Ums Zähneputzen geht es da nicht direkt, aber irgendwie doch ums Putzen und Aufpolieren - meines Wissens nämlich. Was zum Beispiel SEO ist (Search Engine Optimization, für alle, die es nicht wissen, ausgesprochen: Es-i-o), wusste ich schon längst, aber dass ich in meine Texte, die ich online schreibe, mehr Keywords einbringen muss, zum Beispiel wiederum nicht. Auch nicht, dass es eine Einteilung in News-Content und Evergreen-Content gibt. Evergreen-Content ist gut, lerne ich, es klingt auch, finde ich, irgendwie vertrauenswürdig, so wie die Lieder, die sie auf Radio Wien spielen.

Evergreens auf Google

Und während ich nachdenke, ob mein persönlicher Evergreen-Favorit "Rocket Man" von Elton John oder doch eher "Jesse" von Joshua Kadison ist, lerne ich, dass ein Evergreen-Content im Netz ungefähr 800 Worte braucht. Shit, denke ich, ich habe aktuell erst genau 288, jetzt 290 Worte). Und überhaupt: Ich muss bei meinen Texten mehr auf den "Linkfluss" achten, sonst funktioniert das mit der SEO nicht. Verlinkung gilt auf Google als Signal für Qualität! Dann verlinke mich doch gleich, mit Google, Radio Wien und dem Zahngesundheitszentrum der WGKK.

Manchmal wünsche ich mir in solchen Augenblicken die Zahnfee. Die kommt aber nicht, nicht einmal mehr zu den Kindergartenkindern, hat aber laut Google ungefähr 360.000 Ergebnisse (0,53 Sekunden). (derstandard.at, Mia Eidlhuber, 9.11.2014)