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PS4, XBO oder Wii U - für welche Konsole haben Sie sich entschieden?

Foto: REUTERS/Kevork Djansezian

Knapp ein Jahr sind Sonys und Microsofts neue Konsolen PlayStation 4 und Xbox One nun am Markt, während Nintendos Wii U bereits ihren zweiten Herbst erlebt. Während die immer kälter werdenden Tage schön langsam auf die Weihnachtszeit einstimmen - auch die Punschstände stehen schon - nimmt das Videospielgeschäft an Fahrt auf. Nach einem rasanten Debüt für PS4 und XBO (beide Systeme verkaufen sich rund 70 Prozent flotter als ihre Vorgänger) geht Sonys Flaggschiff auf einer ungebrochen hohen Hypewelle schwimmend als klarer Favorit in den umsatzträchtigen Jahresendspurt.

So extrem die Kräfteverhältnisse derzeit erscheinen, nach dem Sony in weniger als 12 Monaten in etwa genauso viele PS4 verkaufen konnte wie XBO und Wii U zusammen, so interessant sind die unterschiedlichen Strategien von Microsoft und Nintendo, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Klarer Trend

Sieht man sich die vergangenen sechs Monate bis einschließlich September im Detail an, ist die Ausgangslage für XBO und Wii U sogar noch etwas prekärer, als die Gesamtzahlen vermuten lassen. Während Konsumenten seit April sechs Millionen neue Sony-Konsolen erwarben, wanderten in dieser Zeit je nach Schätzung lediglich 1,7 bis 2,35 Mio. XBO über die Ladentheke und nur 1,1 Millionen Wii U.

Sogar in Microsofts Heimatmarkt USA konnte sich die PS4 zum achten Monat in Folge besser verkaufen. Und das, obwohl Microsoft rund 50 Prozent mehr Geld für TV-Spots ausgab (47 Mio. Dollar), als der japanische Konkurrent (30 Mio. Dollar).

Extreme Maßnahmen

Microsoft ist also gezwungen, extreme Maßnahmen zu ergreifen, will man im direkten Vergleich Schritt halten. Neben intensivierten Werbemaßnahmen dreht der Konzern bereits seit Februar kräftig an der Preissschraube. Wurde zunächst der Preis der Xbox One in UK gesenkt, folgte im Juli die weltweite Entbündelung von Kinect, wodurch der Preis von 499 auf 399 Euro bzw. Dollar fiel und mit dem PS4-Preis gleichzog. Ende Oktober kündigte der Hersteller schließlich eine weitere von November bis Jänner beschränkte Verbilligung für die USA an, von 399 Dollar auf 349 Dollar. Eine Aktion, die auch sämtliche Konsolen-Bundles betrifft. So ist die Konsole dort mit zwei Spielen um 100 Dollar günstiger zu haben, als noch vor einem Jahr ohne Game. Für Europa prescht Microsoft indes mit günstigen Spielepaketen in den Handel. Beispielsweise ist das System plus zwei "Assassin's Creed"-Games zum gewöhnlichen Preis von 399 Euro zu haben. Ersparnisse für Neukunden, die Microsoft aller Wahrscheinlichkeit nach mit viel Geld aus der Marketingkasse subventioniert.

Stabil geblieben

Sony setzt dieser Offensive ebenfalls Bundles entgegen, ist beim Preis allerdings seit einem Jahr stabil geblieben. Und dies mit gutem Grund: Die PS4 wirft als eines von wenigen Produkten ordentlich Gewinn für Sony ab, dessen andere großen Sparten seit Jahren nicht aus den roten Zahlen kommen. Spielraum für Subventionen ist daher kaum gegeben.

Relativ konstant geblieben seit einem Jahr ist auch der Preis der Wii U von 299 Euro, der hauptsächlich durch aktuelle Spielbeigaben attraktiver gestaltet wird. Darüber im Klaren, dass die Kostenschraube in einigen Fällen keine Berge versetzen kann, fokussiert sich Nintendo mittlerweile voll und ganz auf die Vermarktung als Alternativkonsole. Wie Amerika-Chef Reggie Fils-Aime vergangene Woche erklärte, setzt man auf Unterscheidung durch Eigenproduktionen und Inhalte, die man auf PlayStation und Xbox nicht bekommt. "Unsere Spiele haben Sie nicht. Sie haben kein 'Mario' und 'Zelda'. Ich bin lieber dort, wo sich Nintendo gerade befindet, mit einer sich unterscheidenden Plattform. Lassen wir diese anderen Typen unter sich ausmachen, welche Version von 'Call of Duty' überzeugender ist", meint Fils-Aime und unterstreicht damit Nintendos Position, keinen direkten Vergleich zu suchen.

Es geht um viel

Ob Gegenoffensive oder Differenzierung, sowohl Microsoft als auch Nintendo wissen, um wie viel es geht. Das Rennen um Anteile im Konsolengeschäft und den Kundenstamm ist deshalb schon so früh in den mehrjährigen Produktzyklen ausschlaggebend, weil der Markt relativ rasch auf eine Seite schlagen kann. Die Gefahr ist, schon wie zu PS1- und PS2-Zeiten oder wie es bei Handhelds mit dem Nintendo DS der Fall ist, einen dominierenden Player zu haben, der den Markt bestimmt.

Jeder Kunde, den man nicht für sich gewinnt, bevor ihn ein anderer geködert hat, ist nicht nur kurzfristig ein entgangener Gewinn, sondern auch langfristig ein Problem. Wie bei einem Schneeballeffekt droht ein Marktführer Kunden exponentiell zu gewinnen, weil Spieler wie Spielhersteller dazu neigen, sich für die größte Plattform zu entscheiden. Spielen alle meine Freunde bereits PS4, werde ich mir keine XBO oder Wii U zulegen. Gibt es 50 Millionen PS4-Nutzer und nur 20 Millionen XBO-Kunden, ist die Priorisierung (sofern es keine speziellen Deals gibt) für Spielentwickler ebenso einfach.

Spieler profitieren

Die Gewinner eines gesunden Dreikampfs sind letztendlich die Spieler. Solange alle Hersteller Marktanteile halten können, die für sie wirtschaftlich rentabel sind, verspricht der Wettbewerb die spannendsten Angebote zu manifestieren. Im aktuellen Fall sind es Preisnachlässe oder Bundles, nächstes Jahr ziehen die drei Großen insbensondere mit exklusiven Hochglanzproduktionen wie "Uncharted 4", "Halo 5" und hoffentlich dem nächsten "Zelda" in die Schlacht. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 8.11.2014)