Wien - Wie wirkungsvoll der Syndikatsvertrag zwischen den Telekom-Großaktionären ÖIAG und América Móvil (Amov) ist, wird anhand der Kapitalerhöhung bei der Telekom Austria (TA) eindrücklich vorgeführt: Wiewohl im Vertrag als Ziel- und Wunschvorstellung nur etwas mehr als ein Hälfteanteil für Amov vorgesehen ist und die Mexikaner bereits 60 Prozent halten, zieht der neue Mehrheitseigentümer bei der Kapitalerhöhung voll mit.

Das darf zwar als Commitment für den deutlich geschrumpften Streubesitz gelten, vertrauensbildend für die ÖIAG ist es aber nicht. Denn für das Rückfahren auf 51 Prozent hat Amov zwei Jahre Zeit und enteignen kann man den neuen Aktionär ebenso wenig, wie zum Verkauf unter Wert zwingen - der aktuelle Kurs ist nur halb so hoch wie beim Einstieg um 9,70 Euro. Wie auch immer, die TA bekommt nun endlich ihre Milliarde, um die fadenscheinig gewordene Kapitaldecke zu unterfüttern und Spielraum für den Ausbau des Mobilnetzes und Zukäufe stemmen zu können.

Den Großteil stemmen Amov und ÖIAG, die zusammen 88 Prozent der Anteile besitzen. Am Markt muss TA bis 24. November lediglich 120 Millionen Euro einsammeln. Der Bezugspreis für die bis zu 221,5 Millionen neuen Aktien liegt bei 4,57 Euro je Stück - gut ein Fünftel unter dem Schlusskurs von Donnerstag, der mit 5,85 bereits den tiefsten Stand seit Jänner markierte. Am Freitag büßte die TA-Aktie bis zu 4,2 Prozent ein. Für zwei vorhandene Anteilsscheine erhalten sie je einen neuen. Bezugsrechte können voraussichtlich bis zum 19. November über die Wiener Börse verkauft werden. (ung, DER STANDARD, 7.11.2014)