Mit dem ersten Nexus 7 hat Google vor knapp zweieinhalb Jahren einen entscheidenden Beitrag zum Boom der Android-Tablets geliefert. Doch dieser ist bislang von einem entscheidenden strukturellen Defizit gekennzeichnet: Die breite Masse aller verkauften Geräte ist im Niedrigpreissegment angesiedelt, der Premiumbereich wird hingegen beinahe ausschließlich von Apple dominiert. Also hat sich Google mit Hardwareparter HTC zusammengesetzt, um ein neues Vorzeigetablet für Android zu kreieren: Das Nexus 9.

Premieren

Als wäre dies noch nicht genug Erwartungshaltung, stellt das Nexus 9 auch noch eine doppelte Premiere dar: So ist es nicht nur das erste Gerät, das mit dem neuen Android 5.0 ausgeliefert wird, es läutet auch den Wechsel zu 64-Bit-Prozessoren in der Android-Welt ein. Der Gründe also wahrlich genug sich das Gerät einmal etwas näher anzusehen.

Erforschen

Der erste Eindruck ist oft entscheidend bei der Kaufentscheidung, um so unerfreulicher, dass er in diesem Fall eher durchwachsen ausfällt. Zunächst zum Positiven: Der Metallrahmen gibt dem Nexus 9 im Vergleich zu früheren Google-Tablets mehr Stabilität und führt dazu, dass es prinzipiell sehr gut in der Hand liegt. Bei der Verarbeitung haben HTC und Google aber ordentlich gepatzt. Ein besonders deutliches Beispiel hierfür sind die seitlichen Knöpfe. Sie stehen schlicht nicht weit genug heraus, um einfach ertastbar zu sein. Und der Druckpunkt ist im besten Fall vage.

Bevor mit dem Testen des Nexus 9 begonnen werden konnte, mussten zunächst längere Verhandlungen über die Besitzverhältnisse und etwaige Ablösesummen geführt werden.
Foto: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Viel Wind gab es in den letzten Tagen auch um kurze Videoclips, die zeigen, dass die Kunststoffrückseite des Nexus 9 schon bei leichter Berührung in der Mitte etwas nachgibt. Im Test lässt sich dies tatsächlich reproduzieren, hier scheint die Abdeckung also nicht ausreichend eng anzuliegen. Ob dies im Alltag ein reales Problem darstellt, muss freilich jeder für sich selbst entscheiden. Der Autor verbringt jedenfalls selten seine Zeit damit, gegen die Rückseite zu tapsen, und bei der Alltagsnutzung fällt all das einfach nicht auf. Aber klar: Premium-Verarbeitung sieht anders aus. Unzweifelhaft störend ist hingegen, dass das Nexus 9 schlicht nicht gut aufliegt. So wird das Tippen auf einem am Tisch liegenden Tablet schnell mal eine wackelige Angelegenheit.

Größenwahl

Beim Nexus 9 handelt es sich um ein Tablet mit einem 8,9 Zoll großen Bildschirm. Google bewegt sich damit also weiter weg von den immer größer werdenden Smartphones. Und das ist durchaus verständlich. Von einem Smartphone in der Größe zwischen 5 und 6 Zoll ist es kein all zu großer Sprung bis zu einem Tablet mit 7 Zoll - hier beides zu haben, ergibt für die meisten Konsumenten einfach keinen Sinn. Die Abmessungen des Nexus 9 betragen jedenfalls 153,68 x 228,25 x 7,95 Millimeter, es ist also definitiv für Zwei-Hand-Nutzung gedacht. Das Gewicht beträgt 425 Gramm, womit es für ein Gerät seiner Größe zwar nicht unbedingt schwer ist, mit Leichtgewichten wie dem Xperia Z3 Tablet oder dem iPad Air 2 kann es - relativ gesehen - aber nicht mithalten.

Bildschirm

Wirklich sehen lassen kann sich dafür der Bildschirm des Nexus 9: Der 2.048 x 1.536 Pixel enthaltende IPS-LCD bietet eine hervorragende Bildqualität, die Farbreproduktion ist top, und auch die maximale Helligkeit weiß zu gefallen. Vor Beschädigungen ist er durch Gorilla Glass 3 geschützt. Einziges Manko: An den Rändern kommt es teilweise zum Durchdringen von weißem Licht, was sich vor allem bei schwarzen Bildschirminhalten zeigt. Die Intensität dieses Problems variiert allerdings massiv. Bei einem der Testgeräte war der Effekt kaum zu erkennen, bei einem anderen sehr deutlich. Ein weiterer Hinweis darauf, dass der Hersteller die Qualitätssicherung nicht ganz im Griff hat.

Der 8,9 Zoll große Bildschirm des Nexus 9 ist definitiv einer der Höhepunkt des Geräts.
Foto: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Mit dem Nexus 9 vollzieht Google den Schwenk auf ein Bildschirm-Seitenverhältnis von 4:3, das Nexus 7 nutzte noch 16:10. Mit den üblichen Vor- und Nachteilen: 4:3 eignet sich besser zum Lesen und Arbeiten, Widescreen-Formate sind hingegen für Filme vorteilhaft. Eine "richtige" Wahl gibt es hier schlicht nicht. Allerdings zeigt sich dadurch, dass Google das Nexus 9 vom Einsatzgebiet her etwas anders positioniert als seine Vorgänger.

Der Prozessor

Kommen wir zum großen Star des Nexus 9: Den Tegra K1 (Denver) Prozessor von Nvidia. Handelt es sich dabei doch um den ersten Prozessor, der den neuen 64-Bit-Support in Android 5.0 auch wirklich nutzt. Und tatsächlich liefert dieser eine wirklich beeindruckende Performance. Der mit 2,3 GHz getaktete Chip lässt in Single-Core-Benchmarks die gesamte ARM-Konkurrenz hinter sich, nur in Multi-Core-Test ist das aktuelle iPad Air 2 noch etwas schneller, da es drei Kerne bietet statt der zwei des Tegra K1.

Die Verarbeitung des Nexus 9 bereitet wenig Freude. Die seitlichen Knöpfe sind schlecht zu ertasten, das Tablet liegt zudem nicht vollkommen eben auf.
Foto: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Viel wichtiger als synthetische Testläufe ist aber die Alltags-Performance. Und auch hier gibt es bei dem Gerät mit zwei GByte Hauptspeicher prinzipiell wenig auszusetzen. Im Normalfall starten Apps extrem flink, das Scrollen und all die Animationen von Android 5.0 verlaufen durchgängig flüssig. Auch grafisch aufwändige Spiele bereiten der 192-Core Kepler-GPU von Nvidia keinerlei Probleme. Wenn man ein Problem finden will, dann ist es, dass es im Android-Umfeld derzeit eigentlich keine Games gibt, die die Grafikfähigkeiten des Nexus 9 ausreizen können.

Bugs, Bugs, Bugs

Und doch: Ganz ohne Fehl ist auch dieser Bereich nicht. So kommt es immer wieder einmal zu Verzögerungen beim Wechsel auf den Homescreen, da dieser - deutlich sichtbar - zuerst neu gestartet werden muss. Da dieses Problem auch auf einem Nexus 5 mit der letzten "Developer Preview" von Android 5.0 auftritt, dürfte es sich um einen Softwarefehler handeln. Auch sonst treten manchmal kurze, aber nicht wirklich reproduzierbare Hänger bei Alltagsaufgaben wie dem Programmwechsel auf. Und einmal wirkte es, als ob ein Hintergrundprozess Amok laufen würde: Die generelle Performance brach ein, das Gerät wurde an der Oberseite - wo der Prozessor zu finden ist - deutlich wärmer. Erst ein Neustart des Tablets brachte Abhilfe.

Sound

Gerade für Spiele und Filme ein echtes Plus: Die vorderseitig angebrachten Stereo-Lautsprecher. Diese erinnern in ihrer Qualität stark an das HTC One (M8) Smartphone, dürfen also getrost als "gut" bezeichnet werden. All zu viel Bass sollte man sich von einem Tablet natürlich nicht erwarten, und für Musikgenuss wird die eigene Stereoanlage sowieso immer die bessere Wahl sein.

Kamera

Gerüchteweise soll es Personen geben, die die Kamera ihres Tablets zu mehr verwenden, als zum Scannen von QR-Codes. Also sei auch dieser Bereich erwähnt: Die 8-Megapixel-Kamera des Nexus 9 liefert bestenfalls durchschnittliche Ergebnisse. Auffällig ist dabei, dass sie zum Teil sehr langsam agiert, da sie oft vor Aufnahmen noch einmal neu fokussiert. Ein Verhalten, das schon von den ersten Softwareversionen früherer Nexus-Geräte bekannt ist, und insofern wohl einen weiteren Bug darstellt, der mit einem künftigen Update behoben werden kann. Trotzdem ist es einigermaßen verblüffend - und ärgerlich - dass es Google tatsächlich schafft, den selben Fehler ein aufs andere Mal zu wiederholen. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass die Kamera einen LED-Flash zur Seite gestellt hat, und dass es vor allem für Videotelefonie vorne noch eine zweite Kamera mit 1,6 Megapixel gibt.

Ein Testfoto mit der Kamera des Nexus 9. Preise wird man damit eher nicht gewinnen.
Foto: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Der Akku ist mit 6.700 mAh angegeben, und ist damit für diese Größe durchaus gut dimensioniert. Google hat sich also bewusst für ein etwas höheres Gewicht zu Gunsten der Akkulaufzeit entschieden. Der Hersteller gibt 9,5 Stunden aktive Nutzung beim Surfen per WLAN an, alternativ soll eine volle Ladung auch für die selbe Laufzeit beim Betrachten von Videos reichen. Auch wenn solche Werte natürlich immer massiv vom eigenen Nutzungsverhalten und den Rahmenbedingungen (Bildschirmhelligkeit) abhängen, dürfte das in etwa stimmen. Im Akkutest von Phonearena hält das Nexus 9 denn auch signifikant länger durch als direkte Mitbewerber wie das iPad Air 2 oder Samsungs Galaxy Tab S 8.4. Drahtloses Aufladen - wie bei den meisten anderen Nexus-Geräten - gibt es beim Nexus 9 hingegen nicht.

Speicherknappheit

Der interne Speicherplatz liegt bei 16 oder 32 GByte - je nach Ausführung. Gerade angesichts dessen, dass Google keinen SD-Karten-Slot verbaut, ist es einigermaßen enttäuschend, dass nicht zumindest eine Ausgabe mit 64 oder gar 128 GByte erhältlich ist. Einziger Lichtblick für Speicherhungrige ist der USB-OTG-Support über den auch externe Speicher eingebunden werden können. Weitere Eckdaten bilden ein ziemlich flotter WLAN-Support (802.11ac / 2x2 MIMO), Bluetooth 4.1 und NFC. Die LTE-Unterstützung ist optional - derzeit aber ohnehin noch nicht verfügbar.

Derzeit gibt es Varianten des Nexus 9 mit schwarzer und weißer Rückseite, eine Ausführung namens "Sand" soll noch folgen.
Foto: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Ebenso rein theoretischer Natur ist bislang eine Tastaturhülle, mit der das Nexus 9 zum Arbeitsgerät avancieren soll. Immerhin gibt es aber schon einen Termin: Anfang Dezember soll sie mit deutschsprachigem Layout in den Handel kommen. Verfügbar ist das Nexus 9 derzeit in schwarz und weiß, wobei zweites eher ein sehr helles grau ist. Später soll noch die Farbausführung "Sand" hinzukommen. Was das Nexus 9 hingegen sehr wohl hat, ist eine Notification-LED. Offenbar wird diese derzeit aber nur eingesetzt, um zu signalisieren, wenn der Akku fast leer ist. Ob Google das Aufgabengebiet noch mit einem Update ausweiten wird, bleibt vorerst unklar. Frühere Nexus-Generationen signalisieren auf diesem Weg auch neu eingetroffene Benachrichtigungen.

Android 5.0

Wie bereits einleitend erwähnt, ist das Nexus 9 jenes Gerät, auf dem Android 5.0 sein Debüt gibt. Und zwar ein durchaus beeindruckendes: Bringt "Lollipop" doch eine Fülle von Neuerungen, von einem umfassenden Redesign der Oberfläche bis zu deutlich gesteigerter Performance und zahlreichen funktionellen Verbesserungen. Vieles davon wurde bereits in unserem Artikel zur Preview-Version von "Lollipop" beschrieben, zudem folgt ohnehin noch ein eigener Test von Android 5.0. Insofern seien an dieser Stelle nur einige besondere Auffälligkeiten sowie gerätespezifische Eigenheiten erwähnt.

Update-Zeit

Beim ersten Start heißt es zunächst: Warten. Das Tablet besorgt sich nämlich ein mit 297 MByte nicht gerade kleines Update. Dessen Aufspielen ist unumgänglich - und ohnehin dringend anzuraten. Immerhin weist die von Werk installierte Version einige schwere Schnitzer in Hinblick auf Akkulaufzeit und Performance auf, was dem Nexus 9 in ersten Tests viel Kritik einbrachte. Hatten doch nicht alle Tester das sehr kurzfristig vor dem Launch gelieferte Update eingespielt.

Setup

Aber zurück zum eigentlichen Thema: Nach dem Update folgt das Setup, das für Android 5.0 ebenfalls neu gestaltet wurde. Ein echtes Highlight dabei: Bestehende Android-Nutzer können nun gezielt auswählen, welches bei Google gespeicherte Profil sie wiederherstellen wollen. Erfreulicherweise kann dabei auch die Liste der übernommen Apps durchgegangen werden, um einzelne gezielt auszunehmen. Alles sehr nett gemacht, für die Zukunft bleibt aber zu hoffen, dass Google mehr Einstellungen als bisher synchronisiert. Es mag zwar komfortabel sein, wenn das Homescreen-Layout von einem zum nächsten Gerät weitergereicht wird, wichtiger wäre es aber endlich zentrale Einstellungen wie jene für die Tastatur zu übernehmen.

Softwareauswahl

Die App-Auswahl des Nexus 9 ist - wenig überraschend - rund um die gewohnten Google-Services aufgebaut - von Gmail über Google Now bis zu Google Maps also. Alle im neuen Gewand des Material Designs, bei dem Google wirklich ganze Arbeit geleistet hat. Egal wie man zur konkreten visuellen Ausformung mit starken Farbhighlights steht: So konsistent und dynamisch war die Oberfläche von Android noch nie. Gerade die zahlreichen dezent gehaltenen Übergangsanimationen verleihen dem Ganzen eine neue Qualität.

Die Default-Softwareauswahl des Nexus 9: Viel Google.
Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

In Hinsicht auf die Softwareauswahl gibt es die eine oder andere Änderung: Im Vergleich zu früheren Nexus-Geräten ist die Google-Fit-App hinzugekommen, die die Daten von Googles Fitness-Framework sehr hübsch aufbereitet - wenn sie nicht gerade mit Sync-Problemen kämpft. Vor allem aber: Die E-Mail-Aufgaben werden nun vollständig von Gmail abgedeckt. Zwar gibt es weiterhin einen eigenen E-Mail-Eintrag in der App-Liste, dahinter verbirgt sich aber lediglich der Hinweis, künftig für alle diesbezüglichen Aufgaben die Gmail-App zu verwenden. Wozu dieser Tipp bei einem neuen Gerät notwendig sein soll, erschließt sich nicht wirklich. Zumal nicht nur das Icon sinnbefreit herumliegt, sondern das zugehörige Paket auch verblüffende 8 MByte groß ist.

Randbemerkung

Ganz allgemein muss Google zu der neu geschaffenen Verwirrung im Mail-Bereich schon fast gratuliert werden. Dass jetzt alle E-Mail-Aufgaben in der Gmail-App abgehandelt werden, garantiert negative Kommentare von Nutzern, die glauben, dass Google nun auch all ihre anderen Mails zu Werbezwecken lesen will. Dem ist zwar nicht so - die neue Gmail-App ist einfach ein allgemeiner Mail-Client - die negative Publicity ist aber gesichert. Dazu passt dann, dass Google seit kurzem mit Inbox einen neuen Mail-Client anbietet, der einen absolut generischen Namen besitzt, im Gegensatz zu Gmail aber nur mit Gmail-Accounts umgehen kann. Alles klar?

Aufwecken

Gerade aus der Perspektive der erwähnten Verarbeitungsprobleme erfreut besonders, dass das Nexus 9 nun auch durch doppeltes Antippen des Bildschirms aufgeweckt werden kann. Immerhin erspart man sich damit die Suche nach dem Einschaltknopf. Im Test funktionierte dies auch ziemlich zuverlässig, wenn es mal doch nicht klappen sollte, hilft etwas mehr Nachdruck. Ähnlich wie Motorolas Moto X bietet das Nexus 9 Spezialhardware, um "Always-on"-Sprachsteuerung zu ermöglichen. Wer dies will - von Haus aus ist diese Funktion deaktiviert - kann also per "OK Google" allerlei Fragen und Befehle an das Tablet schicken. Und zwar auch, wenn sich dieses gerade im Ruhezustand befindet und nicht am Strom hängt.

Wo ist die Tablet-Optimierung?

Weniger positiv: Bisher schafft es nicht einmal Google selbst alle seine eigenen Apps für Tablets zu optimieren. Der Messenger Hangouts ist hier ein besonders drastisches Beispiel, übernimmt er doch einfach 1:1 das Smartphone-Interface. Das mag für ein 7-Zoll-Tablet akzeptabel sein, in der Größe des Nexus 9 wirkt dies aber schlicht fehl am Platz. Dies Jahre nachdem Google selbst mit den "Fragments" die Grundlagen für flexible User Interfaces unter Android geschaffen hat. Optimierungen für den Arbeitseinsatz des Nexus 9 sucht man ebenfalls vergeblich - obwohl Google doch offenbar genau in diesen Bereich vordringen will. So fehlt etwa die Möglichkeit mehrere Apps nebeneinander darzustellen, wie es andere Android-Hersteller anbieten. Zumindest erlaubt der neue Android 5.0-Task-Switcher nun den flinken Wechsel zwischen mehreren Dokumenten.

Google Play Newsstand / Kiosk ist eine jener Apps, die sehr gut für das Tablet aufbereitet wurde. Leider gilt das längst nicht für alle Google-Apps.
Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Für all jene mit gesteigertem Hang zum Detail sei noch eine erfreuliche Entwicklung angemerkt: So einheitlich wie in Android 5.0 waren die Icons der diversen Google-Apps noch nie. Aus einer ganz anderen Perspektive uneingeschränkt toll: Beim Nexus 9 werden erstmals alle Daten von Haus aus verschlüsselt gespeichert - ein echter Gewinn für die Systemsicherheit.

Bugs, Bugs, Bugs, die zweite

Wie es sich für Nexus-Geräte schon fast gehört, weist übrigens auch das Nexus 9 einen auf seine Weise irgendwie schon wieder beeindruckenden Softwarefehler auf. Der Factory Reset funktionierte bei einem der Testgeräte schlicht nicht. Versucht man diesen Schritt aus den Einstellungen heraus vorzunehmen, hängt sich das Gerät auf. Es ist davon auszugehen, dass Google dies bald bereinigen wird, trotzdem spricht dies einmal mehr dafür, dass "Lollipop" mit äußerst heißer Nadel gestrickt wurde. Wer auf dieses Problem trifft, kann das Zurücksetzen auf den Werkszustand glücklicherweise auch auf zwei anderen Wegen durchführen: Entweder direkt über den Bootloader oder - einfacher - über den Android Device Manager, der die Fernlöschung per App oder Web-Interface ermöglicht. Wie man es auch drehen will: Die ersten Käufer werden angesichts all der erwähnten Softwarefehler wieder einmal zu unfreiwilligen Beta-Testern.

Ein kurzer Videoclip, um die typische Performance des Nexus 9 zu verdeutlichen.
derStandard.at

Zum Abschluss noch die wichtigsten Daten zur Verfügbarkeit: Das Nexus 9 kann bei Google Play und anderen Online-Händlern zu einem Preis ab 389 Euro erworben werden. Die Ausführung mit 32 GB kostet empfindlich mehr und zwar 479 Euro - für eine Verdopplung des Speichers ein eigentlich ziemlich unverschämter Sprung. Der Marktstart im österreichischen Einzelhandel soll in den kommenden Tagen folgen. Die LTE-Version soll "in den nächsten Wochen" um 559 Euro folgen, hier wird es nur ein Modell mit 32 GB geben.

Fazit

Vieles spricht für das Nexus 9: Der Bildschirm ist toll, die Performance sucht gerade im Androidbereich ihresgleichen. Android 5.0 ist - trotz der verbliebenen Bugs - ein massiver Fortschritt für das mobile Betriebssystem. Und doch bleibt ein bitterer Beigeschmack. Die Verarbeitung ist einfach nicht auf jenem Niveau, das für diese Preisklasse erwartet werden darf. Auch die fehlenden Optimierungen für den Produktiveinsatz verblüffen, immerhin positioniert Google das Gerät ja selbst - auch - in diesem Bereich. Dass das Nexus 9 trotzdem derzeit eines der besten Android-Tablets ist - wenn nicht gar das beste - sagt insofern auch einiges darüber aus, wie viel Luft nach oben es derzeit noch im Premiumbereich für Android-Tablets gibt. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 9.11.2014)