Kinderrechte im Kindergarten: Ziel sei es, "fachlich richtige Infos über Kinderrechte zu vermitteln, um die Kinder zu stärken", erklärt Elementarpädagogin Christiane Derra.

Foto: Kinder- und Jugendanwaltschaft Oberösterreich

Linz - Ihre mehr gelben als blonden Haare sind leicht zerzaust, auf den roten Wangen tummeln sich Sommersprossen, unter ihrer Knollnase sitzt ein großer Mund. Puppe Kija hat viel zu erzählen, befindet sie sich doch auf Entdeckungsreise. Und sie muss eine Menge Fragen beantworten, denn sie reist nicht alleine sondern mit Kindergartenkindern. Rund eine halbe Stunde dauert dieses Impulstheater zum Thema Kinderrechte. Welche das sind, woher sie kommen, und wie die wichtigsten heißen, wollen die Kids wissen. Erstmals in Österreich bietet die Kinder- und Jugendanwaltschaft (Kija) Oberösterreich seit November dieses Pilotprojekt an. "Anlass waren für uns 25 Jahre UN-Kinderrechtskonvention und 25 Jahre Gewaltverbot in Österreich", erklärt Kija-Leiterin Christine Winkler-Kirchberger.

Bereits seit Jahren geht Kija in Schulen, hält dort Workshops zum Thema Kinderrechte oder bietet Mobbing- und Gewaltprävention an. "Für die Elementarpädagogik gab es jedoch bisher noch kein derartiges Angebot", erklärt Winkler-Kirchberger. Doch, so die Rückmeldungen aus einigen Kindergärten, auch bei den Drei- bis Sechsjährigen sei schon Thema: "Was darf ich". Christiane Derra hat deshalb ein pädagogisches Konzept für den Kindergarten entwickelt. Ziel sei es, "fachlich richtige Infos über Kinderrechte zu vermitteln, um die Kinder zu stärken, erklärt die Elementarpädagogin.

Schutz vor Gewalt und wertschätzender Umgang

Ihr Programm besteht aus zwei sogenannten Präventionsvormittagen zu je eineinhalb Stunden. Zuerst entdecken die Kinder gemeinsam mit der Puppe Kija Kinderrechte. Am nächsten Vormittag setzen sie sich mit "wichtigen Aspekten zu diesem Thema auseinander und stellen eigene Überlegungen an", umreißt Derra kurz den Inhalt. Schutz vor jeder Ausprägung von Gewalt bilde einen großen Themenkomplex aber es gehe genauso um einen wertschätzenden Umgang miteinander und den Respekt vor dem Anderen, dem Anderssein.

Dabei will Derra aber nicht belehren, denn dies sei ein Widerspruch in sich, wenn man den Kindern gleichzeitig vermitteln will, dass sie den Erwachsenden gleichwertig seien. Kreativ, spielerisch gehe sie vor. Und auch das ist ihr ganz wichtig: Nur wer an dem Vormittag Lust hat, "arbeitet" mit, alles sei freiwillig. Etwa, wenn es darum geht, das Anderssein zu erfahren. Das merken die Kinder, wenn sie ihre Fingerabdrücke machen und diese miteinander vergleichen.

Recht "Nein" zu sagen

Oder aber es entwickelt sich ein Gespräch zum Beispiel darüber, was sich die Kinder in der Gruppe besonders wünschen. So meinte ein Bub, dass ihn seine Eltern immer lieben sollen. Da fragte Derra nach, ob er mit lieben küssen meine. Ja, habe er spontan geantwortet und dann doch nein gesagt. Er wolle nicht von jedem geküsst werden. Doch, Erwachsene dürfen das, meinte ein anderes Kind, gibt die Pädagogin das Gespräch wieder. Aber: "du hast das Recht auch Nein zu sagen", antworte sie in solchen Fällen.

Das oberösterreichische Pilotprojekt "Kinderrechte im Kindergarten" beinhaltet nicht nur die beiden Präventionstage. Auch ein Elternabend steht auf dem Programm. Auf ein Jahr ist das Projekt erst einmal begrenzt. 80 Präventionstage soll es geben, danach wird evaluiert. Dies macht Derra im Rahmen ihrer Masterarbeit. (Kerstin Scheller, derStandard.at, 7.11.2014)