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Das Tor im KZ Dachau ist zum Symbol für den Zynismus des NS-Regimes geworden - vergangene Woche wurde es gestohlen

Foto: Reuters/Dalder

Es sind drei Worte, die den Zynismus des NS-Regimes zusammenfassen: "Arbeit macht frei". Vergangene Woche wurde nun jenes gusseiserne Tor in der KZ-Gedenkstätte Dachau, das diesen Spruch trägt, von Unbekannten entwendet. Auch in Auschwitz kam es 2009 zum Diebstahl des Schriftzugs. Damals steckte ein schwedischer Neonazi hinter der Aktion. Er hatte fünf polnische Kleinkriminelle für den Diebstahl angeheuert, später wollte er den Schriftzug über das Internet verkaufen. Experten spekulieren, dass in Dachau ähnliche Motive hinter der Entwendung stecken.

"Enorme Preise"

Denn in Neonazi-Kreisen sind "Liebhaber" laut Mauthausen-Komitee bereit, "enorme Preise" für authentische Nazi-Devotionalien auszugeben. Das Geschäft wandere dabei zusehends von Flohmärkten ins Netz. Auf Ebay wurde beispielsweise vergangenes Jahr eine echte KZ-Uniform für 30.000 Euro versteigert. 2009 wollte jemand Gehirn und Blut des italienischen "Duce" Benito Mussolini zu Geld machen. Das Auktionshaus entschuldigte sich für beide Vorfälle. Man arbeite mit Behörden zusammen, um illegale Verkäufe zu unterbinden, so Ebay.

Willhaben.at entfernt 3-4 Objekte täglich

Auch der österreichische Anbieter Willhaben.at hat Erfahrungen mit NS-Gut gemacht. In letzter Zeit gebe es aber einen Rückgang solcher Angebote, so ein Sprecher. Dennoch müsse man immer noch täglich drei bis vier Objekte entfernen. Um den Handel mit NS-Devotionalien zu verhindern, setze man auf "feinmaschige Filter" und die "Community", die Hinweise liefere. Bei Verstößen wird der Verkäufer verwarnt, bei schweren Verstößen erfolgt eine Sperre des Nutzerkontos. Durch diese Maßnahmen verlagert sich der illegale Verkauf von solchen Objekten in spezielle Foren und Websites.

Aus dem Ausland

"Es handelt sich um eine spezifische Zielgruppe", so das Innenministerium. Vereinzelt fänden Transaktionen in Österreich statt, ein Großteil des Handels passiere aber durch Anbieter aus Ländern, die kein Verbotsgesetz aufweisen.

Das bestätigt auch das Mauthausen-Komitee: "Der Verkauf erfolgt eher auf speziellen Seiten, wobei auch Plattformen wie amazon.com sehr beliebt dafür sind." Als besonders "exportfreudige" Länder gelten dabei neben den USA etwa Liechtenstein, Polen und Italien.

"Theaterrequisiten"

Berüchtigt ist auch ein skandinavischer Versandhändler, der sich auf seiner Website großflächig vom Rechtsextremismus distanziert. Als "Theaterrequisiten" und für "Hobby-Historiker" bietet er dann allerdings eine riesige Auswahl an oftmals gefälschten Nazi-Devotionalien: etwa SS-Totenschädel um 25 Euro, zahlreiche Abzeichen oder Kleidungsstücke. Die Lieferung erfolgt nach ganz Europa, ab 100 Euro ist die Bestellung versandkostenfrei. (Fabian Schmid, derStandard.at)