Aufnahme der protoplanetaren Scheibe um den jungen Stern HL Tauri.

Foto: ALMA (ESO/NAOJ/NRAO)

Auf der Scheibe sind Strukturen zu erkennen, die möglicherweise von entstehenden Planeten stammen.

Grafik: ALMA (ESO/NAOJ/NRAO)

München - Astronomen ist die bisher genausete Aufnahme der protoplanetaren Scheibe um einen jungen Stern gelungen. Das Bild des Radioteleskops Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) in Chile zeigt die Staubscheibe um den jungen Stern HL Tauri im Sternzeichen Stier. Deutlich sind in der Scheibe dunkle Ringe und Lücken zu erkennen, die höchstwahrscheinlich von entstehenden Planeten stammen, teilte die europäische Südsternwarte Eso bei München mit.

"Das ist sehr überraschend, da so junge Sterne eigentlich keine großen planetaren Begleiter haben sollten, die in der Lage sind, solche Strukturen zu verursachen", erläuterte Stuartt Corder, stellvertretender Direktor von ALMA.

Folgenreiche Entdeckung

Die Aufnahme legt nahe, dass Planeten um frisch geborene Sterne deutlich früher entstehen können als angenommen. "HL Tauri ist nicht mehr als eine Million Jahre alt, und trotzdem scheint seine Scheibe voll von entstehenden Planeten zu sein", so Corders Kollegin Cathrine Vlahakis. "Diese eine Aufnahme allein könnte die Theorien zur Planetenentstehung revolutionieren." Derartige Untersuchungen helfen auch, die mehr als vier Milliarden Jahre alte Entstehungsgeschichte unseres eigenen Sonnensystems genauer zu entschlüsseln.

Sterne entstehen aus gigantischen kosmischen Gas- und Staubwolken, in denen sich heiße Kerne zusammenballen, die schließlich zu Sonnen heranwachsen. Die restliche Wolke sammelt sich mit der Zeit in einer sogenannten protoplanetaren Scheibe um den jungen Stern. In dieser Scheibe ballt sich wiederum Materie zusammen, und mit der Zeit entstehen daraus Asteroiden, Kometen und Planeten. Größere planetare Körper pflügen Spalten und Ringe in die Scheibe, wie sie jetzt mit Alma beobachtet wurden.

Rekordaufnahme

Um diese Details in der Staubscheibe erkennen zu können, haben die Forscher die zahlreichen Antennenschüsseln des Alma-Observatoriums zu einem virtuellen Riesen-Radioteleskop zusammengeschaltet. Auf diese Weise erreicht die Anlage eine Detailschärfe, die auch jene des "Hubble"-Weltraumteleskops übersteigt - allerdings bei einer anderen Wellenlänge, im sogenannten Submillimeterbereich. Nach Angaben der Eso handelt es sich dabei um die schärfsten Aufnahmen, die je im Submillimeterbereich gemacht worden sind. (APA/red, derStandard.at, 8.11.2014)