Die derzeitige Praxis bei der Rot-Weiß-Rot-Karte ist aus volkswirtschaftlicher Sicht unsinnig. Österreich bildet für teures Geld Studenten aus dem Nicht-EWR-Ausland aus, verhindert in der Folge aber, dass diese im Inland Jobs annehmen und zu Steuerzahlern werden. Man zwingt sie quasi, mit dem erworbenen Wissen ins Ausland abzuwandern und die Konkurrenz der heimischen Unternehmen zu stärken.
Dass mehr als drei Jahre nach Einführung der Karte noch immer über die Beseitigung der gröbsten Konstruktionsfehler diskutiert wird, zeigt, wie langsam die Politik bei der Lösung von Arbeitsmarkt- und Bildungsthemen unterwegs ist. Die hohe Arbeitslosigkeit sollte in diesem Fall nicht als Argument hergenommen werden, um jungen Menschen die berufliche Zukunft in Österreich zu verbauen.
Langfristig würde der österreichische Staat auf alle Fälle davon profitieren, wenn nicht nur allen Master-, sondern auch allen Bachelor-Absolventen der volle Zugang zum Arbeitsmarkt gewährt würde. Akademiker zahlen statistisch gesehen wesentlich mehr in die sozialen Sicherungssysteme ein, als sie herausnehmen.
Nicht einzusehen sind auch staatliche Vorgaben, wie viele Stunden man neben dem Studium arbeiten darf. Jeder Student weiß selbst am besten, ob er lieber permanent ein bisschen arbeitet oder kurzfristig mehr. Hier braucht es keinerlei staatliche Bevormundung. (Günther Oswald, DER STANDARD, 6.11.2014)