Wien - 100 Kilo auf der Erde sind auf "Tschuri" nur ein Gramm. Die Entwickler der Landeeinheit Philae mussten sich also Methoden überlegen, wie das mit Analyseinstrumenten bestückte, kühlschrankgroße Gerät auf dem Kometen haften bleibt. Neben Düsen und speziellen Schrauben kommen auch zwei Ankerharpunen zum Einsatz, die sich während des Landevorgangs in den Untergrund bohren.

Das Instrument wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt Berlin und am Space Research Center der Polnischen Akademie der Wissenschaften entwickelt. Wesentliche Beiträge kamen dabei aber vom Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Der Fixierungsmechanismus ist gleichzeitig ein Messgerät. Mupus (Multi-Purpose Sensor), so der Projektname des Instruments, soll gemeinsam mit den anderen Geräten an Bord der Landeeinheit das Material an und unter der Oberfläche charakterisieren. Beispielsweise sind Sensoren an der Spitze der beiden Ankerharpunen installiert, die die Aufzeichnung von Temperaturänderungen während der Lebensdauer des Landers ermöglichen.

Zusätzlich wurde Philae vom IWF mit einem Magnetometer ausgerüstet, das das Magnetfeld des Himmelskörpers untersuchen soll. An Bord des "Mutterschiffs" Rosetta befindet sich hingegen das Instrument Midas (Micro-Imaging Dust Analysis System), das Staubteilchen rund um den Kometen einfängt, um mithilfe eines Rasterkraftmikroskops ihre Struktur zu analysieren.

Midas entstand unter der Federführung des IWF. Die Forschungsgesellschaft Joanneum Research, das Austrian Institute of Technology (AIT), die Technische Universität Wien und Ruag Space (vormals Austrian Aerospace) waren an der Entwicklung beteiligt.

An fünf Instrumenten beteiligt

"Insgesamt sind wir bei fünf der 20 Instrumente an Bord von Rosetta und Philae beteiligt", sagt IWF-Direktor Wolfgang Baumjohann. Die Vorbereitungen dafür begannen bereits zehn Jahre vor dem Start im Jahr 2004. Midas hat bereits erste Daten übermittelt, jene von Philae werden vom IWF und allen anderen beteiligten Forschungsinstituten mit Spannung erwartet. Die Auswertung und physikalische Interpretation der Daten wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Ruag Space in Österreich hat für Rosetta die Thermalisolierung entwickelt. Bei den extremen Temperaturen zwischen -200 und +200 Grad Celsius, denen die Raumsonde ausgesetzt ist, würde die Elektronik nicht funktionieren. Mithilfe der speziellen Vielschichtisolation werden die Innenraumtemperaturen im Bereich von -30 bis +50 Grad Celsius gehalten.

Die in Österreich entwickelten Technologien wurden zum Teil von der Austrian Space Agency (Asa) finanziert. Das ist eine Vorgängerorganisation der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, die Österreichs Weltraumprogramm Asap abwickelt. (pum, DER STANDARD, 5.11.2014)