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Bis April 2015 soll die Kohle in Dürnrohr großteils verstromt und verkauft sein, dann legt der Verbund das Kraftwerk still.

Foto: APA/Herbert Pfarrhoffer

Wien - Die verlustreichen Auslandsbeteiligungen in Frankreich und Italien sind abgestoßen und unrentable Kohle- und Gaskraftwerke auf dem Weg zur Schließung – nun will der teilstaatliche Versorger Verbund AG sein Sparprogramm verschärfen. 150 bis 300 Arbeitsplätze will das Verbund-Management rund um Generaldirektor Wolfgang Anzengruber dem Vernehmen nach wegrationalisieren, erfuhr DER STANDARD aus gut informierten Verbund-Kreisen.

Am Mittwoch sollen die Führungskräfte informiert werden, am Tag danach die Belegschaft. Von Rationalisierungsmaßnahmen betroffen sind demnach nicht nur wirtschaftlich neuralgische (und durch Schließungspläne betroffene) Bereiche wie Gas/Kohle/Wärme, sondern auch Administration – nicht zuletzt in der Verbund AG, also der Holding in der Wiener Innenstadt. Maßnahmen an der Konzernspitze seien unumgänglich, verlautet aus der Belegschaftsvertretung, es könne ja nicht sein, dass nach Milliarden-Flops im Ausland nur dritte und vierte Ebene im Inland blute.

Noch keine Details

Beschlossen ist der verschärfte Sparkurs noch nicht, Details des Maßnahmenpakets sollen in den nächsten Wochen geschnürt werden, sagen Insider. Wie viel das neue Programm finanziell bringen soll, dazu gab sich der Verbund auf Standard-Anfrage ebenso bedeckt wie zu einer Zwischenbilanz des bis Frühjahr 2015 laufenden Effizienzsteigerungsplans "Verbund 2015" aus 2012 im Volumen von 130 Millionen Euro.

"Das Sparen geht natürlich weiter", betont Verbund-Sprecherin Ingun Metelko, "aber es gibt bereits ein Programm und das hält an." Es umfasse strenges Kostenmanagement, eine Straffung des Kraftwerksbaus ebenso wie die Konsolidierung von Auslandsmärkten und Wärmestandorten. Letzteres mündet, wie berichtet, in die Schließung der Kohlekraftwerke Dürnrohr und Mellach. Wobei Mellach einen eigenen Problemkreis darstellt, weil die Steirer auf Einhaltung der Lieferverpflichtung für die Fernwärme Graz pochen. Bis das Schiedsverfahren entschieden ist, muss Verbund zusätzliche Ausfallskapazitäten vorhalten.

"Move" mit angezogener Bremse

Das bremse den Prozess im "Move"-Programm, wie der interne Arbeitsmarkt benannt wurde, bei dem langgediente Verbund-Mitarbeiter konzernintern versetzt werden, heißt es. Bei dessen Start im Herbst 2013 war von 250 Stellen die Rede, die durch freiwillige Abgänge, Altersteilzeit, Frühpensionen und sozial verträglich (freiwillige Abfertigungen) frei gemacht werden sollten. Wie viel davon erreicht wurde, sagte die Sprecherin nicht.
Zum Konzernumbau Richtung "Energiewelt 2.0", der von Boston Consulting orchestriert wurde, gehört auch die Erschließung neuer Geschäftsfelder. Am Dienstag gab Verbund bekannt, ins Endkundengeschäft mit Erdgas einzusteigen. Ab sofort wird Haushalten und Kleingewerbe nicht nur Strom, sondern bundesweit auch "klimaneutrales" Gas angeboten. Zielgruppe sind die rund 300.000 Stromkunden. Gekauft wird das Gas über die Börsen, die Hälfte aus Russland.

Ärger mit Affen-Video

Zum Konzernumbau Richtung "Energiewelt 2.0", der von Boston Consulting orchestriert wurde, gehört auch die Erschließung neuer Geschäftsfelder. Am Dienstag gab Verbund bekannt, ins Endkundengeschäft mit Erdgas einzusteigen. Ab sofort wird Haushalten und Kleingewerbe nicht nur Strom, sondern bundesweit auch "klimaneutrales" Gas angeboten. Zielgruppe sind zunächst die rund 300.000 bestehenden Kunden. Gekauft wird das Gas über die Börsen, die Hälfte aus Russland.

Dicke Luft herrscht nicht nur Verbund-intern, sondern auch im Umgang mit der Konkurrenz. Ein Verbund-Werbevideo mit einem Schimpansen, in dem der Wechsel des Netzbetreibers (Weg von Wien Energie) als supereinfach gepriesen wird. Die Vertriebstochter von Wien Energie, Wien Energie Vertrieb, fühlt sich nicht nur durch den Affen mit oranger Kappe verunglimpft, sondern vor allem die Kunden fehlinformiert. Denn wechseln kann man nur den Stromanbieter, nicht aber den Netzbetreiber (in dem Fall Wiener Netze). Verbund reagierte prompt, das Video ist vom Netz. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 5.11.2014)