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Bewohner von Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, flüchten in der Nähe des Gebäudes des Staatsfernsehens vor den Schüssen des Militärs.

Foto: REUTERS/Joe Penney

Ouagadougou/Paris - Der "balai citoyen" (Bürgerbesen), wie eine Sozialbewegung von Burkina Faso heißt, hat einen der dienstältesten Despoten Afrikas weggefegt: Der 1987 mit einem blutigen Staatsstreich an die Macht gekommene Staatspräsident Blaise Compaoré musste sich nach wochenlangen Protesten in der Hauptstadt Ouagadougou und anderen Provinzorten in die benachbarte Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) absetzen. Dort hat der 64-Jährige Exmilitär mit seinem Gefolge in einem staatlichen Gästehaus Zuflucht gefunden.

In Afrika, aber auch im Westen werden die Vorgänge in Burkina Faso mit großem Interesse verfolgt. Andere Länder wie Uganda, Ruanda, Angola oder Äquatorguinea oder die beiden Kongo könnten von einem "afrikanischen Frühling" erfasst werden. Auch dort versuchen Potentaten, ihre Wählbarkeit per Verfassungsänderung zu verlängern. Compaoré wurde dieser Machthunger zum Verhängnis.

In Ouagadougou hat sich die Begeisterung über die plötzlich sehr schnelle Flucht des "schönen Blaise", wie der Exputschist von seinen Landsleuten ohne jede Herzlichkeit genannt wird, allerdings rasch verflüchtigt. Nach einem armeeinternen Tauziehen führt der Vizechef der Präsidentengarde, Isaac Zida, die Präsidialgeschäfte interimistisch. Die Bürgerbewegung schaut skeptisch zu. "Die Gefahr besteht, dass die Schattenmänner andere Pläne als wir haben", meint der Musiker Sams'K Le Jah, einer der Gründer des "balai citoyen". "Die Militärs könnten versucht sein, sich an die Macht zu klammern."

Kein Zeitplan

Zida erklärte am Montag, er wolle den "verfassungsmäßigen Rahmen" respektieren und ein "Übergangsgremium" einsetzen. Einen Zeitplan für die Rückkehr zu einem zivilen Regime nannte er allerdings nicht. Zuvor hatte er schon die Verfassung außer Kraft gesetzt. Viele Oppositionelle distanzierten sich am Montag von dem 48-jährigen Oberstleutnant, der sich auf dem Höhepunkt des Volksaufstandes auf die Seite der Aufständischen geschlagen hatte.

Am Montag machten auch westliche Botschafter Druck auf Zida. Die USA verlangten von ihm "umgehend" eine Rückkehr zu einer zivilen Autorität. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich entsandte ihren Botschafter zu einer Unterredung mit Zida, um eine schnellstmögliche Rückkehr zu demokratischen Verhältnissen zu verlangen. Vermitteln soll die Afrikanische Union.

Außerdem setzt sich der französische Präsident François Hollande mit Nachdruck dafür ein, dass die mehrheitlich muslimischen Sahelstaaten demokratische und stabile Institutionen erhalten. Das soll, obwohl es niemand offen sagt, auch ein Abgleiten der Jugend in den Jihad verhindern. Wie in Mali will Hollande deshalb auch in Burkina Faso Präsidentschaftswahlen durchsetzen. (Stefan Brändle, DER STANDARD, 4.11.2014)