Douglas Hoyos ist neuer Vorsitzender der Junos. Der 24-Jährige räumt ein, bei der Debatte um die Freigabe von Cannabis und Drogen die Verantwortung der Jugendorganisation unterschätzt zu haben.

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STANDARD: Vergangene Woche haben die Junos eine heftige Debatte über die Cannabis-Legalisierung ausgelöst. Wann haben Sie zuletzt gekifft?

Hoyos: Ehrlich gesagt, noch nie.

STANDARD: Und andere Drogen genommen?

Hoyos: Nein, außer Alkohol gilt als Droge.

STANDARD: Trotzdem gibt es den Beschluss der Junos zur Freigabe aller Drogen. Halten Sie daran fest?

Hoyos: Der Beschluss ist zweieinhalb Jahre alt - bevor die Neos im Nationalrat gesessen sind und bevor wir ihre Jugendorganisation wurden. Wir sind sehr viel realistischer und weniger illusorisch geworden. Nicht alle Dinge, die auf dem Papier gut aussehen, sind in der Praxis umsetzbar. Wir müssen uns den Beschluss anschauen, ob er noch sinnvoll ist.

STANDARD: Sie hätten den Beschluss am Wochenende beim Bundeskongress noch einmal zur Debatte stellen können.

Hoyos: Ja, aber dafür war die Vorlaufzeit zu knapp. Die Antragsfrist beträgt bei uns zwei Wochen.

STANDARD: Bereuen Sie das?

Hoyos: Ich finde es wichtig, das Thema aufzugreifen. Drogen darf man nicht totschweigen, es muss darüber eine Debatte stattfinden. Das ist nicht unbedingt negativ. Daher müssen wir uns Gedanken machen, wie wir dem Thema begegnen wollen. Das haben wir noch vor uns.

STANDARD: Die Junos haben dadurch sehr große mediale Aufmerksamkeit bekommen. Haben Sie die Verantwortung der Jugendorganisation unterschätzt?

Hoyos: Ja, das haben wir unterschätzt, das war für uns Neuland. Wir haben aber daraus gelernt. Wir sind erst seit knapp zwei Monaten Jugendorganisation der Neos. Da haben wir eine immense Verantwortung, die wir wahrnehmen müssen. Das war nicht allen bewusst, auch mir nicht. Wir sind jung, um zu lernen.

STANDARD: Gab es parteiinterne Diskussionen?

Hoyos: Ja, aber um das Thema Drogen und Liberalisierung. Wir lassen uns nicht vorschreiben, wie wir Politik machen. Neos hat eine breite Basis mit vielen verschieden Meinungen, und diese werden auch respektiert. Wir wissen, dass es unklug war, und das wird auf der anderen Seite akzeptiert.

STANDARD: Drohen Konsequenzen?

Hoyos: Nein, ich wüsste nicht welche, und es gibt auch keinen Grund für Konsequenzen.

STANDARD: Sind Sie als Jugendorganisation gemäßigter geworden.

Hoyos: Wir sind breiter geworden, vor fünf Jahren waren wir 20 Leute. Die Organisation verändert sich, je breiter man wird. Wir sind keine brave Jugendorganisation, aber auch keine schlimme.

STANDARD: Wo sind Sie radikaler als die Neos?

Hoyos: Bei Themen, die Junge mehr betreffen, geben wir mehr Gas, beispielsweise bei Pensionen. Da sind wir fordernder.

STANDARD: Sie wollen keine "Quotenjungen" sein: Wie werden Sie die Junos ausrichten?

Hoyos: Wir haben die wichtige Aufgabe, der Stachel im Fleisch zu sein.

STANDARD: Die Junos als Stachel im Fleisch der Neos oder die Neos als Stachel im Fleisch anderer Parteien?

Hoyos: Sowohl als auch. Als Jugendorganisation müssen wir immer wieder Themen aufgreifen. Wir wollen das Sprachrohr der Jungen sein, das müssen wir auch immer wieder aufwärmen für die Neos. Das fängt bei Pensionen an und geht über Umwelt oder Wohnen. Das ist die Kernwählerschicht der Neos.

STANDARD: Im aktuellen Fall hat das aber gerade der Partei geschadet. Die Zeugnisse für die Neos fielen vernichtend aus.

Hoyos: Wir sind grundsätzlich gut positioniert. Aber man kann immer an der Kommunikation arbeiten. Trotzdem bekommen wir auch von den Bürgern das Prädikat "Erneuerung" zugestanden. Dass wir einen neuen Stil haben und dass Parteichef Strolz eben einen anderen Stil hat, gehört zu uns. (Marie-Theres Egyed, DER STANDARD, 4.11.2014)