Wien - Durch eine Reduktion kurzlebiger "Klimatreiber" wie Methan oder Ruß hoffte man, den globalen Temperaturanstieg begrenzen zu können. Eine Studie zeigt nun aber, dass das nur wenig bringt. Nur geringere CO2-Emissionen könnten der langfristigen Erwärmung entgegenwirken, zur Klimastabilisierung "muss der CO2-Ausstoß letztlich auf Null heruntergefahren werden", betonen die Forscher im Fachjournal "PNAS".

Kohlendioxid bleibt Tausende Jahre in der Atmosphäre. Im Gegensatz dazu überdauern Substanzen wie Methan oder Ruß, die aus Dieselmotoren, Öfen, Kohlebergwerken oder der Viehhaltung stammen, nur wenige Tage bis zu einem Jahrzehnt.

Nur kurzfristiger Nutzen für Klimaschutz

Eine Reduktion dieser kurzlebigen Klimatreiber hätte durchaus positive Effekte wie saubere Luft und dadurch weniger Sterbefälle durch Luftverschmutzung oder auch bessere Ernten, zeigt die Studie des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien und des deutschen Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Und ein geringerer Ausstoß dieser kurzlebigen Klimatreiber würde auch helfen, die Erderwärmung in den nächsten Jahrzehnten zu reduzieren.

Doch der langfristige Nutzen einer Verringerung dieser Emissionen sei in den bisherigen Szenarien zur Klimastabilisierung überschätzt worden. "Wenn das Klima bei einer bestimmten Temperatur stabilisiert werden soll, muss der Ausstoß von CO2 letztendlich auf Null heruntergefahren werden", sagte Studienleiter Joeri Rogelj vom IIASA - und steht damit im Einklang mit den am Wochenende veröffentlichten Empfehlungen des Weltklimarats IPCC, der eine Reduzierung des Ausstoßes der Treibhausgase wie Kohlendioxid auf Null bis zum Jahr 2100 gefordert hatte.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Die Wissenschafter sehen es dennoch als "sinnvolles Ziel", die kurzlebige Umweltbelastung anzugehen. "Während rasches Handeln zur Reduzierung der CO2-Emissionen unverzichtbar ist, um das Klima zu schützen, würden zusätzliche Maßnahmen gegen die kurzlebigen Klimatreiber einen unbestrittenen Nutzen für die menschliche Gesundheit, die Landwirtschaft und den kurzfristigen Klimawandel haben - auch wenn ihr Beitrag zum Erreichen langfristiger Klimaziele geringer ist als bisher geschätzt", sagt Markus Amman vom IIASA.

Studien des Instituts hätten auch gezeigt, dass ein gleichzeitiges und abgestimmtes Vorgehen gegen Luftverschmutzung und Klimawandel die Kosten im Vergleich zu einem für beide Bereiche getrennten Vorgehen verringern kann. "Die neue Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, Problemen wie Klimawandel, Luftverschmutzung und Energiepolitik mit integrierten Antworten zu begegnen", sagt Rogelj. (APA/red, derStandard.at, 8. 11. 2014)