Der Weltklimarat (IPCC) hat seinen jüngsten Weltklimabericht in drei Teilen veröffentlicht und nun in einem vierten Teil eine Zusammenfassung geliefert. Mit dieser PR-Politik will das Gremium seine dramatische Botschaft - dass die Welt einer Katastrophe entgegensteuert, wenn sie die Emission von Treibhausgasen nicht rasch und radikal reduziert - weiter verstärken. Aber bei aller Qualität der Forschung, die in den Bericht eingeflossen ist, droht dessen Wirkung zunehmend zu verpuffen.

Die Warnungen der Klimaforscher sind inzwischen gut bekannt und erregen immer weniger Aufmerksamkeit. Obwohl sich der Klimawandel Jahr für Jahr im täglichen Leben stärker bemerkbar macht - durch Dürre, Stürme, Überschwemmungen und Gletscherschmelze -, ist in den Industriestaaten die Bereitschaft zu handeln eher gesunken als gestiegen. In Zeiten der Wirtschaftskrise haben andere Sorgen wie fallende Einkommen und Arbeitslosigkeit Vorrang. Auch die geopolitischen Spannungen in Osteuropa und im Nahen Osten tragen dazu bei, dass die Erderwärmung weniger wichtig genommen wird, als sie sollte. Kein Politiker muss um seine Wiederwahl fürchten, weil der CO2-Ausstoß im Land nicht wie versprochen zurückgeht.

Die Verantwortung liegt bei der Politik. Aber auch der Weltklimarat und seine Mitkämpfer müssen sich überlegen, wie sie ihre Botschaft besser hinüberbringen können. Kassandra hat zwar recht gehabt, aber Troja nicht gerettet. (Eric Frey, DER STANDARD, 3.11.2014)