Es ist noch gar nicht lange her, dass die von Ex-Minister Karlheinz Töchterle forcierte Novelle zur Implementierung der kapazitätsorientierten Universitätsfinanzierung zur Begutachtung stand. Dieses Finanzierungsmodell war eine Weichenstellung in Richtung Kostenwahrheit für den tatsächlichen finanziellen Bedarf der Unis. Sein Kernelement war eine Studienplatzfinanzierung, die dem Umstand Rechnung trägt, dass die Lehrenden auch forschen können sollen und dies daher in die Finanzierung der Lehre eingerechnet werden muss. Dass nun, einen Minister später, diese Novelle wieder wegnovelliert wird, noch bevor sie das Licht der Welt erblickt hat, zeigt einmal mehr, wie wenig es der Bundesregierung um die tatsächliche Substanz der Universitäten geht.

Wir kennen die wahren Ursachen für diese Vorgangsweise: In Zeiten, in denen es um vorgeschobene Effizienzsteigerung, Qualitätssicherung und Vollkostenrechnung geht, kann man als Politiker schon einmal übersehen, dass die Vollkosten auch erst einmal angekommen sein müssten! Physiker würden sagen, dass es kein Perpetuum mobile gibt, mit dem man aus dem Nichts Energie erzeugen kann, und deshalb aus dem Nichts auch nichts kommen kann. Und so hat die Politik nun offenbar erkannt, dass wir uns die kapazitätsorientierte Unifinanzierung doch (noch?) nicht leisten können, da Kostenwahrheit schlicht und einfach die Wahrheit über die Unterfinanzierung der Unis offenlegt.

Aber nachdem man in der Politik und in Finanzkreisen an ein (finanzielles) Perpetuum mobile zu glauben scheint, gäbe es da vielleicht eine Möglichkeit, die Finanzierung der Unis doch noch zu retten, und das ganz nach dem aktuellen Zeitgeist: Gründen wir doch neben der "Bad Bank" für die Hypo Kärnten auch eine "Bad University" als zusätzliche von öffentlicher Hand finanzierte Universität. Dieser können wir dann die Schulden aller anderen Unis, die durch deren Vollausstattung entstehen, zuschieben; die "Bad University" dürfen wir dann ruhig in allen Rankings abstürzen lassen.

Jede Wette: Die Kosten einer Bad University, die genauso dem Steuerzahler auf den Kopf fallen würden, wären nur ein Bruchteil der Kosten der Hypo-Bad-Bank. Zum Unterschied zum Versenken von Milliarden in einer Bad Bank für Versäumnisse der Vergangenheit wäre das allerdings immer noch eine Investition in die Zukunft. Und warum soll etwas, was laut Regierung für Banken funktionieren soll, nicht auch für Universitäten funktionieren, denn bei beiden geht es der Politik doch offenbar nur noch ums Geld, oder? (Josef Oswald, DER STANDARD, 3.11.2014)