Dhaka - Ein Gericht in Bangladesch hat den Medienunternehmer und ranghohen Islamisten-Politiker Mir Quasem Ali wegen Kriegsverbrechen zum Tod durch den Strang verurteilt. Das Sondergericht für Kriegsverbrechen während des Unabhängigkeitskriegs im Jahr 1971 gegen Pakistan befand Ali am Sonntag in zehn Anklagepunkten für schuldig.

Der Unternehmer gehört zur landesgrößten islamistischen Partei Jamaat-e-Islami, deren Vorsitzender Motiur Rahman Nizami bereits am Mittwoch zum Tode verurteilt worden war. Die Partei hatte in einer Reaktion darauf von einem politisch motivierten Urteil gesprochen.

"Mir Quasem Ali wurde für die Ermordung des jugendlichen Freiheitskämpfers Jashim zum Tode verurteilt", der damals entführt und in einen Fluss geworfen worden sei, sagte Staatsanwalt Ziad Al-Malum. Der Verurteilte protestierte nach der Urteilsverkündung und warf dem Gericht vor, von der Regierung gesteuert zu sein. "Wir haben keine Gerechtigkeit errungen, obwohl wir bewiesen haben, dass er während des Krieges nicht an den Orten des Verbrechens war", sagte Alis Anwalt Tanvir Ahmed Al-Amin.

Achter Angeklagter

Der islamistische Unternehmer ist bereits der achte Angeklagte, der von dem umstrittenen Gericht mit der Todesstrafe belegt wurde. Jamaat-e-Islami und die ebenfalls oppositionelle Nationalistenpartei werfen der Regierung von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina vor, das Gericht zur Verfolgung von Oppositionellen zu missbrauchen. Auch Menschenrechtsgruppen haben das Sondergericht mehrfach wegen fragwürdiger Verfahren und mangelnder Transparenz kritisiert.

Jamaat-e-Islami kündigte für Donnerstag neue Streiks an, während am Sonntag wegen eines vorangegangenen Streiks noch viele Schulen und Geschäfte geschlossen waren.

Die ehemalige pakistanische Provinz wurde erst nach einem neunmonatigen blutigen Krieg unabhängig. Bei den Kampfhandlungen gegen Pakistan kamen 1971 nach offiziellen Schätzungen bis zu drei Millionen Menschen ums Leben. (APA, 2.11.2014)