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Das Golfech-Atomkraftwerk zwischen Agen and Toulouse am Ufer der Garonne. Erneut sind in Frankreich Drohnen über mehreren Atomkraftwerken geortet worden, die Behörden tappen noch im Dunkeln.

Foto: REUTERS/Regis Duvignau

Sie tauchen in der Dunkelheit auf, lautlos und an mehreren Orten zugleich. In der Nacht auf Samstag überflogen Drohnen fünf Kernkraftwerke in allen Teilen Frankreichs. Zuvor hatten andere der 58 Atommeiler im ganzen Land Besuch dieser unbemannten fliegenden Objekte erhalten. Begonnen hatte es mit dem Reaktor in Creys-Malville, der seit langem abgebaut wird. Das wirkte wie ein Versuchsballon; seither häufen sich die mysteriösen Fälle, ohne dass die Behörden wissen, wer dahinterstecken könnte. Bisher hat sich auch niemand dazu bekannt.

Die Regierung in Paris beschwichtigt, eine Drohne stelle keinerlei Gefahr für ein Atomkraftwerk dar. Die Anlagen seien sogar gegen den Absturz eines zivilen Flugzeugs gefeit, erklärt die Gendarmerie, die die verbotenen Flüge registriert hat. Das Innenministerium lässt auch verlauten, bei den Drohnen handle es sich um Amateurgeräte, wie sie heute in jedem besseren Spielzeugladen gekauft werden könnten. Im Bedarfsfall habe man die Mittel, um solche Drohnen zu "neutralisieren", erklärte Innenminister Bernard Cazeneuve, ohne genauere Angaben über das Wie solcher Interventionen zu machen.

"Beunruhigendes" Ausmaß

Die AKW-Betreiberin Electricité de France (EDF) und die französische Atombehörde CEA - die ebenfalls von einer Drohne überflogen wurde - haben immerhin Klage gegen Unbekannt eingereicht. Die Umweltverbände reagieren nervös, da es sich offensichtlich um eine konzertierte Aktion handle. "Das Ausmaß der Operationen und die eingesetzten Mittel sind immer beunruhigender", meinte Greenpeace-Sprecher Yannick Rousselet. Zuvor hatte seine Organisation jeden Verdacht, in die Operation verwickelt zu sein, von sich gewiesen.

Frankreich rätselt deshalb weiter, wer die Drohnenflüge manövrieren könnte. Sicherheitsexperten halten schlechtmöglichste Szenarien wie etwa Inspektionsflüge für Terrorattacken nicht für plausibel. Es gebe unverdächtigere Mittel, um auf legale Weise zu Vogelbildperspektiven eines Kernkraftwerks zu kommen, meinen sie. Als möglich erachtet wird eine Aktion von Drohnengegnern wie Ende 2013, als deutsche "Piraten" Kanzlerin Angela Merkel mit einem Flugobjekt auf ein paar Meter nahe gekommen waren. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, 3.11.2014)