Potsdam - Ein internationales Forscherteam ist in einer Studie der Frage nachgegangen, wie sich die gewaltigen Lavamengen, die bei der Explosion eines Supervulkans freigesetzt werden, vor dem Ausbruch als Magma in der Erdkruste ansammeln. Laut dem Helmholtz-Zentrum Potsdam (GFZ) handelt es sich dabei um einen Prozess, der hunderttausende oder gar Millionen Jahre andauern kann und auf gewisse Weise dem Aufbau eines Palatschinkenstapels ähnelt.

Vor circa 74.000 Jahren beispielsweise wurde beim Ausbruch des Toba-Vulkans im heutigen Indonesien die gewaltige Menge von 2.800 Kubikkilometern vulkanischen Materials in die Luft geschleudert. Für Klima und Umwelt hatte dies dramatische Folgen. Der Toba-Ausbruch wird zudem als möglicher Faktor zitiert, warum die Menschheit in diesem Zeitraum durch einen "genetischen Flaschenhals" ging: Die Population unserer Ahnen soll damals auf wenige tausend Individuen zusammengeschrumpft sein.

Auf das Rauschen gehört

GFZ-Forscher installierten im Gebiet der von der Toba-Eruption hinterlassenen Caldera ein Seismometer-Netzwerk. Sechs Monate lang zeichneten sie das seismische Rauschen auf, also die natürliche seismische Unruhe, die sonst eher als Störung gilt. Mit statistisch-stochastischen Verfahren werteten sie diese Daten aus und stellten fest, dass die Geschwindigkeit der seismischen Wellen von der Richtung abhängt, in der die Erdkruste deformiert wird.

Oberhalb von sieben Kilometern Tiefe wurde durch die Ablagerungen während der letzten Eruption eine Zone niedriger Geschwindigkeiten gebildet. Unterhalb dieser Tiefe schichten horizontale Magmenkörper das Magmareservoir wie einen Stapel Palatschinken auf. Dort befinden sich über ein großes Raumvolumen verteilt sogenannte magmatische Intrusivkörper, in denen sich teilweise noch geschmolzenes Material befindet.

Vermutungen bestätigt

Christoph Sens-Schönfelder, einer der Autoren der Studie: "Wir konnten feststellen, dass die mittlere Erdkruste unter dem Toba-Supervulkan einen horizontalschichtigen Aufbau hat." Die Messergebnisse bestätigen die schon länger gehegte Vermutung, dass die großen Magmavolumen, die bei Super-Eruptionen zu Tage treten, im Laufe von Millionen Jahren in Form von nacheinander gefüllten Intrusivlagern langsam angesammelt werden. (red, derStandard.at, 2. 11. 2014)