Eine schmale Straße an der Nordseite, ein einfacher Steig auf der Südseite - viel Platz ist nicht an den Rändern der Strubklamm. In Tausenden von Jahren hat der Almbach diesen hundert und mehr Meter tiefen Canyon in den Kalk gefressen. Im Sommer tummeln sich ganz unten die Canyoning-Begeisterten. Der Steig im Süden der Klamm ist seit mehr als 500 Jahren als Wallfahrtsweg zum heiligen Wolfgang vom Abersee - dem heutigen Wolfgangsee - von Bedeutung.

Ein feines Platzerl zum Rasten: Jagdhütte am Strumberg.
Foto: Thomas Neuhold

Einer Wallfahrt im Jahr 1673 verdankt er auch seinen Namen: Metzgersteig. An einem Sommertag war damals ein junger Metzgergeselle mit seiner schwangeren Geliebten auf dem Weg zum Abersee. Der Fleischhauer wollte seine schwangere Freundin aber loswerden, kurz entschlossen stürzte er sie in die Tiefe. Die junge Frau konnte sich aber an einem Ast halten. Sie versprach dem brutalen Menschen, über den Mordversuch Stillschweigen zu bewahren, wenn er sie wieder hinaufzöge.

Aber anstatt seiner Freundin zu helfen, schnitt der Bursch einfach den Ast ab, die Frau stürzte in den Tod. In der Wallfahrtskirche Sankt Wolfgang geschah dann das angebliche Wunder: Der Metzger erblickte hinter dem Altar das Antlitz seiner toten Freundin. Völlig verunsichert verlor er die Nerven und stellte sich dem Gericht.

Industriedenkmal

Wer heute über den Metzgersteig wandert, kann sich die Geschichte lebhaft vorstellen. An mehreren Stellen bieten sich spektakuläre Tiefblicke über hundert Meter in die Schlucht. Vorsicht mit Kindern: Absturzgefahr!

Am oberen Ende der Klamm dann gleich das nächste Highlight dieser Rundwanderung über den Metzgersteig und den Strumberg: Man geht über das ehemalige Stauwerk des Kraftwerkes Strubklamm. 1924 hat dieses den Betrieb aufgenommen.

Das stillgelegte Stauwerk am Eingang zur Strubklamm - erbaut 1924 - ist heute ein Industriedenkmal.
Foto: Thomas Neuhold

Heute ist dieses Bauwerk ein Zeugnis der Salzburger Industriegeschichte. Da die Sohle des Stausees undicht geworden ist und eine Sanierung zu aufwändig erschien, wurde das Stauwerk stillgelegt, der See dient nur mehr als Hochwasserauffangbecken. Die Wassermassen werden über einen Stollen zum Kraftwerk Strubklamm am Wiestalsee geleitet und dort von Turbinen abgearbeitet.

Seewirt "Schluwi"

Hinter dem Kraftwerk geht es kurz auf die schmale Asphaltstraße hinauf und am empfehlenswerten Seewirt - von manchen Einheimischen nur kurz und bündig "Schluwi" für "Schluchtwirt" genannt - vorbei, und danach gleich in Richtung Strumberg. Der nicht einmal eintausend Meter hohe Hügel ist zwar dicht bewaldet, trotzdem bieten sich immer wieder überraschende Ausblicke. Die kleine Jagdhütte hier heroben ist ideal als Rastplatz und so sehenswert wie der Blick vom 938 Meter hohen Predigtstuhl beim Abstieg vom Gipfel nach Norden.

Die letzten Meter bergab und zurück zum Parkplatz beim Neuhäusl spaziert man dann wieder auf der einspurigen Asphaltstraße hinunter. Dabei kommt man an einer auf einem riesigen Plateau angelegten Siedlung vorbei. Die Häuser gehören zum Werkschulheim Felbertal, einer Privatschule für duale Ausbildung mit Matura und Gesellenbrief. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 31.10.2014)