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Chinas Präsident Xi und Japans Expremier Fukuda. Bisher ist man in vielen Fragen uneins.

Foto: REUTERS/Kyodo News/Takaki Yajima/Pool

Die chinesische Regierung sendet erstmals seit zwei Jahren Aussöhnungssignale an Japan. Persönlich sind sie an den in China tief verhassten Premier Shinzo Abe adressiert. Dieser gehört zu den 21 Staats- und Regierungschefs, die zum Asien-Pazifik-Gipfel (Apec) ab 10. November nach Peking reisen werden.

Gastgeber des Gipfels ist Chinas Präsident Xi Jinping. Jüngst wurde Außenminister Wang Yi auf einem Termin seines Ministeriums zur Gipfelvorbereitung gefragt, ob es am Rande auch zu einem Treffen zwischen Xi und Abe kommen könnte: Wang antwortete nach kurzem Nachdenken: "Wir sind diesmal die Gastgeber. China hat eine Gewohnheit: Alle, die zu uns kommen, sind unsere Gäste. Wir werden ihnen die notwendige Gastfreundschaft erweisen." Weiter sagte er, dass die Probleme und Hindernisse, die eine normale Entwicklung der Beziehung zwischen beiden Staaten belasten, "objektive Tatsachen sind, die sich nicht vermeiden lassen". Aber er hoffe, dass Tokio "anerkennen kann, dass sie existieren, und die ernsthafte Bereitschaft zeigt, sie zu lösen".

Inselstreit belastet Beziehungen

Es wäre das erste Treffen seit ihren fast gleichzeitigen Amtsantritten Ende 2012. Der damalige Ausbruch des Territorialstreits zwischen beiden Staaten um die von Japan kontrollierten, von China beanspruchten Senkaku-(chinesisch: Diaoyu-)Inseln im Ostchinesischen Meer brachte eine neue Eiszeit über die Beziehungen zwischen Peking und Tokio. Die bald darauf erfolgte einseitige Ausrufung einer chinesischen Luftverteidigungszone vor der Küste Chinas, die tief ins Ostchinesische Meer hineinreicht, eskalierte den Konflikt noch weiter. Mehrere von Japan im Sommer gemachte Vorschläge, dass sich die Führer der zweit- und der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt am Rande des Apec-Gipfels treffen sollten, hatte Peking brüsk abgelehnt.

Wang streckt nun Tokio die Hand aus. Für den Erfolg des Gipfels, zu dem auch US-Staatschef Barack Obama, Russlands Präsident Wladimir Putin sowie deren Amtskollegen aus Indien und Indonesien anreisen, scheint Peking auch im Fall Japan über seinen Schatten zu springen. Chinas Führung setzt große Hoffnungen auf das Treffen, obwohl gewöhnlich auf den Apec-Gipfeln keine verbindlichen Beschlüsse gefasst werden.

"So wichtig wie Olympia"

China will nun das Forum enorm aufwerten. Nach Wangs Worten soll das Asien-Pazifik-Treffen zur Plattform für die neue weltweite Bedeutung der Region werden. China will sich bei der Apec besonders mit den Plänen von Staatschef Xi für den Ausbau der neuen Seidenstraßen und ihrer Wirtschaftskorridore einbringen.

Zudem soll es Signale für die "Architektur einer Sicherheitskooperation" setzen. Dazu treffen sich Xi und Obama zum informellen Gipfel direkt im Anschluss. Thema der Konferenzen ist auch, wie sich eine neue Apec-Freihandelszone errichten lässt.

Wang nannte den Gipfel ebenso wichtig für sein Land, wie es einst die Olympischen Spiele 2008 waren. Peking bereitet Apec daher ebenso gigantisch vor, wie es einst das Weltereignis plante. Für den Großtagungsort ist eine künstliche Insel im Yanqi-See von Huairou zum Luxusquartier ausgebaut worden, rund 70 Kilometer nordöstlich von der City entfernt - um rund 2,5 Milliarden Euro. Die mit Vorbereitungs- und Wirtschaftskonferenzen eine Woche dauernde Apec wird die Stadt Peking fast zur Hälfte lahmlegen. Um saubere Luft zu erhalten, müssen hunderte Fabriken stillgelegt werden. Nur die Hälfte aller zugelassenen Autos dürfen fahren und nur 30 Prozent der Behördenfahrzeuge. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 31.10./1./2.11.2014)