Hochhausbauten in Wien, hier der DC Tower, sollen mit dem neuen Hochhauskonzept künftig mehr öffentlichen Mehrwert bieten.

Foto: DC Towers / Michael Nagl

Wien - Boden wird in der wachsenden Stadt Wien ein immer kostbareres Gut. Insofern ist es eine logische Entwicklung, dass Investoren Bauprojekte einreichen, die auf engem Raum in die Höhe streben. In Hochhäusern sollen Wohnungen und Büros geschaffen werden. "Es gibt viele Hochhaus-Projekte, die auf meinem Tisch landen", sagt die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. Der Notwendigkeit von Wohn-, Arbeits- und Freizeitraum könne sich die Stadt nicht verschließen. Hochhäuser seien aber auch eine Herausforderung für das Stadtbild und für die Bevölkerung.

Das von Vassilakou und SP-Planungssprecher Gerhard Kubik präsentierte Hochhauskonzept soll laut Kubik "die Möglichkeit, Hochhäuser in Wien zu bauen, erleichtern". Allerdings müssen Investoren künftig bei ihren Projekten - Gebäude höher als 35 Meter gelten in Wien als Hochhäuser - strengere Regeln befolgen. So muss der Projektwerber eine Vielzahl von Untersuchungen - Standortanalyse, Verkehrsgutachten, Sichtachsenstudie oder Analysen zu Wind und Beschattung - selbst durchführen, bevor eine Flächenwidmung geprüft wird. Und er muss nachweisen können, dass der Bau einen Mehrwert für die Öffentlichkeit hat.

Investoren sollen dafür aufkommen

Dieser kann laut Vassilakou durch die Errichtung von Parks und Spielplätzen sichergestellt werden, oder durch die Schaffung von leistbaren (Sozial-)Wohnungen. Auch jederzeit zugängliche öffentliche Flächen im Hochhaus können ein Mehrwert sein. Wenn in der Umgebung des geplanten Hochhauses ein Kindergarten oder eine medizinische Anstalt fehlt, soll der Zuschlag zu einem Hochhausbau auch mit der Errichtung öffentlicher Einrichtungen verknüpft werden. Auch dafür sollen Investoren aufkommen, nur in besonderen Fällen will die Stadt zuschießen.

Erarbeitet hat das Hochhauskonzept Christoph Luchsinger von der Technischen Universität Wien, der die Leitlinien von 2002 stark überarbeitete und Wien in fünf für den Hochhausbau relevante Bereiche einteilte. Im Bereich Innenstadt, wo die Einbindung in die historische Architektur sowie das Weltkulturerbe oder Grünraum im Vordergrund steht, gelten andere Kriterien für Mehrwert als bei Projekten in der Donaustadt. Eines haben alle Projekte gemeinsam: eine stärkere Einbindung von Anrainern. "Aber jedes Hochhausprojekt wird umstritten sein", sagt Vassilakou. "Das wird sich nicht ändern."

Diskussion um 73-Meter-Hochhaus

Auch das geplante Hochhaus neben dem Areal des Eislaufvereins hat nicht nur Sympathisanten. Für die Errichtung eines 73-Meter-Turms für Luxuswohnungen - die Unesco sieht in der Höhe das Weltkulturerbe Wiens gefährdet - gilt das neue Hochhauskonzept noch nicht. Allerdings sei dort laut Vassilakou etwa durch einen neuen, öffentlich zugänglichen Vorplatz ebenfalls Mehrwert im Vordergrund gestanden. (David Krutzler, DER STANDARD, 31.10.2014)