Jetzt also wirklich. Und keine Chance auf umkehren mehr, obwohl da schon ein leicht mulmiges Gefühl ist. Weil es eben alles andere als eine "g’mahde Wiesen" ist. Das ist es nie - aber diesmal habe ich mein Talent für Last-Minute-Wehwehchen halt wieder ganz besonders fein unter Beweis gestellt.

Obwohl das wohl dazu gehört: Leute wie ich, also "Knapp-vor-dem-Rennen-sich-immer-irgendwie-Verletzende" stehen in Walter Kraus' Liste der unterschiedlichen Läufertypen ganz oben. Egal: New York also.

Foto: Thomas Rottenberg

42 Kilometer sollen es am Sonntag werden. Und Donnerstagmorgen, beim Treffen mit den 140 anderen Österreichern, die Andreas Perer mit seinem Laufreiseunternehmen "Runner´s Unlimited" 13.000 Kilometer weit fliegen lässt, um dann 42 zu Fuß unterwegs zu sein (wie ein Poster hier einmal süffisant anmerkte), war vielen der Teilnehmer die Nervosität ein wenig anzusehen.

Obwohl das natürlich keiner zugeben würde: Die einen, weil sie - schon die Physiognomie und das Outfit verrät es - ohnehin schon überall alles gelaufen sind. Und die 42 Kilometer in New York halt entspannt zwischen Sightseeing- und Shoppingtrip packen. Die anderen, weil die schlacksigen Triathleten und Ironmanleute ja auch so cool sind. Oder?

Foto: Thomas Rottenberg

Nach Nationen zugeteilt

140 Personen, sagt Andreas Perer hätten heuer über ihn gebucht. Knapp 100 davon hat er auch die Startnummer besorgt: New York ist der - mutmaßlich, eventuell ist es in Tokio ähnlich - gefragteste Jedermannlauf der Welt. 50.000 Startern stehen rund 500.000 Startwillige gegenüber. Wer da länger keine Zeit unter 2:45 nachweisen kann, muss in der Lotterie um einen Startplatz mitspielen - oder einen der nach Nationen zugeteilten Startplätze eines Reisebüros buchen. Weltweit. In Österreich gibt es da zwei oder drei Anbieter. "Carefree-Paket" nennt das Perer. Weil "die Läufer sich aufs Laufen konzentrieren können - und die Reiseveranstalter alles andere organisieren." Ein gutes, boomendes Geschäft.

Anyway: Wer laufen will, der kann es - und tut es. Etwa Hans Plajer. Der Klagenfurter - der hier schon einmal ausführlich gewürdigt wurde - startet heuer zum dritten Mal in NY. Und das mit 85 Jahren. Und während alle anderen versuchen, ihre Nervosität zu verstecken, ist Plajer die Ruhe und in Person: "Es geht nicht um die Zeit. Schon lange nicht mehr. Ich will mir dieses Geschenk machen - und noch einmal diesen phantastischen Lauf in dieser phantastischen Stadt laufen. Und das danach mit allen, die auch dort sind, feiern."

(regelmäßige Updates zur Marathon-Reise werden auf Thomas Rottenbergs Facebook Account zu sehen sein.)

(Thomas Rottenberg, derStandard.at, 30.10.2014)