Der Betriebsrat des "Spiegel" warnt in einem Brief an die Belegschaft vor dem Konzept von Chefredakteur Wolfgang Büchner und Geschäftsführer Ove Saffe, berichtet das deutsche Wirtschaftsmagazin "Bilanz" (Springer-Verlag). Er rechne mit "länger anhaltender Lähmung" und sieht "das Potenzial, den Spiegel in seiner Existenz zu bedrohen."

Büchner plant gemeinsame Ressortleitungen für Print und Online - und alle Ressortchefs würden dafür neu ausgeschrieben. Wie berichtet hat Büchner mehreren besonders widerständigen Ressortchefs angeboten, einvernehmlich und gut dotiert zu gehen.

"Spiegel in seiner Existenz bedrohen"

Die Umstellung würde nach Angaben der Geschäftsführung drei bis zehn Millionen Euro kosten, schreibt der Betriebsrat. Und: "Dieses Trial-and Error-Verfahren ist aus unserer Sicht verantwortungslos. Der Betriebsrat fürchtet, dass die Dimension des Vorhabens das Potential hat, den 'Spiegel' in seiner Existenz zu bedrohen."

Büchner und Saffe gingen ohne erkennbare Alternative von der Zustimmung der Gesellschafter des Spiegel-Verlags aus - der Betriebsrat findet das "fahrlässig" oder "dreist". 50,5 Prozent am Spiegel hält eine Kommanditgesellschaft der Mitarbeiter; 25,5 Prozent die Bertelsmanntochter Gruner+Jahr. 24 Prozent halten die Erben von Gründer Rudolf Augstein.

"Länger anhaltende Lähmung": Appell an Eigentümer

Der Betriebsrat appelliert in dem Brief an die Eigentümer: "Der Betriebsrat fordert die Gesellschafter auf, diese unhaltbare Situation im SPIEGEL endlich zu klären. Eine länger anhaltende Lähmung wird dem Haus weiteren Schaden zufügen. Auch, weil dann möglicherweise Strukturen entstehen, die kaum noch rückgängig zu machen sind."
(red, derStandard.at, 29.10.2014)