Würden gern mehr als den Geschmack fürs Abgründige teilen: Eistheken-Fachkraft Olivia (Alexandra Daddario) und Horror-Connaisseur Max (Anton Yelchin) in "Burying the Ex".


Foto: Viennale

Joe Dante, Absolvent der B-Movie-Schule von Roger Corman, ist ein Liebhaber alles Abseitigen geblieben. Ein Skeptiker des unbedingten Fortschritts, einer der hochhält, was andere ausrangieren, und der aus vermeintlich abgenutzten Genrestandards immer noch solide Wertarbeit wie seine aktuelle, ernsthafte Horrorkomödie Burying the Ex zimmert.

Im Protagonisten Max (Anton Yelchin) kann man eine Art Stand-in für den Regisseur sehen: einen Fan mit einschlägiger Memorabilia-Sammlung, der seinen Lebensunterhalt als Verkäufer in einem ebensolchen Fachgeschäft bestreitet und von einem eigenen kleinen Laden träumt, wo er die Kunden nicht mit dem Spruch "Thank you and go to hell" verabschieden muss.

Max' Freundin Evelyn (Ashley Greene) hingegen arbeitet in einem hippen Internet-Start-up, das einen nachhaltigen Lebenswandel propagiert. Als sie seltsame Manien entwickelt, die Wohnung grün streicht und Max' italienische Originalfilmposter ordentlich zusammengefaltet ablegt (echte Sammler wissen, was das bedeutet), bleibt Max nichts anderes übrig, als sich von ihr zu trennen. Weil aber ein Horrorgimmick plötzlich wirklich Zauberkraft entfaltet, kann er Evelyn selbst nach deren Unfalltod nicht loswerden: Sie zieht eben als echte Zombiebraut wieder bei ihm ein.

Unauflösliche Verbindung

Die Erzählung dreht sich fortan um den fatalen Twist, dass er die lebende Tote so schnell wie möglich wieder umbringen will, um sie ein für alle Mal loszuwerden. Sie dagegen trachtet ihm nach dem Leben - gerade weil er dann für immer mit ihr verbunden bliebe. Als ob das noch nicht kompliziert genug wäre, hat sich Max in der Zeit vor Evelyns Auferstehung auch noch in die kecke Olivia (Alexandra Daddario) verliebt. Das zentrale Figurenquartett komplettiert Max' notgeiler Halbbruder Travis (Oliver Cooper).

Joe Dante zeigt nicht nur bei der Charakterzeichnung viel Sinn und Liebe für Details. Es genügen ihm - als running gag - auch erst ein, zwei und dann immer mehr laut summende Schmeißfliegen, die um Evelyns Kopf schwirren, um ihre fortschreitende Verwesung zu illustrieren.

Von Anfang an sind in Burying the Ex natürlich Verweise aufs Horrorgenre im Spiel: Wer sie erkennt, wird sich freuen. Wer nicht, wird trotzdem bestens unterhalten. Bei Dante, der schon die fiesen Gremlins zum Leben erweckte, kann man ungeniert Gelüsten wie der Schadenfreude, dem zarten Grusel oder nerdiger Besserwisserei frönen. Die Versatzstücke des Grauens sind zu deutlich als Kunstblut, Props und Masken erkennbar.

Es geht eben um den Effekt. Aber darüber hinaus ist es auch ein schönes Statement, im bekennenden Horrorfan den eigentlichen Menschenfreund zu erkennen. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 30.10.2014)