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Im Wettlauf um Platz eins fällt Österreich beim Weltbank-Ranking um zwei Plätze zurück.

Foto: EPA/SEBASTIAN KAHNERT

Wien - Österreich ist im viel beachteten Wettbewerbsranking der Weltbank um zwei Plätze zurückgefallen und rangiert jetzt auf Platz 21. Das liegt vor allem daran, dass Klein- und Mittelunternehmen (um die geht es im Ranking) schwieriger an Kredite kommen und unter der hohen Steuerbelastung leiden. Leichter ist es laut Weltbank hingegen geworden, ein Unternehmen zu gründen.

In dieser Kategorie schafft Österreich einen Sprung um elf Plätze nach vorne, liegt aber immer noch auf Rang 101 und damit im hinteren Feld. "Deutschland liegt da nicht besser. In Europa gibt es eben Bürokratie, die es in den USA und vielen anderen Ländern nicht gibt", sagt der Leiter des Fiskalrats, Bernhard Felderer.

Am schnellsten geht es laut Weltbank in Neuseeland, dort dauert es nur einen Tag, während die Registrierung einer GmbH hierzulande 22 Tage dauern soll. In Neuseeland muss man ein Unternehmen nur online anmelden. Das wird nicht von allen begrüßt, weil etwa Scheingründungen so schwieriger überprüft werden können. Trotzdem sind sich Experten einig, dass man vieles vereinfachen könne. "In Österreich sind einfach zu viele Zwischenschritte notwendig", sagt Nikolaus Franke, der Leiter des Instituts für Entrepreneurship an der Wiener Wirtschaftsuni.

Die Weltbank hat aber nicht nur schlechte Nachrichten für Österreich. Sie hat die Methodik ihres Rankings verändert, die Ergebnisse der früheren Jahre sind mit den neueren nicht mehr vergleichbar. Damit man zumindest die heurigen Werte mit dem Vorjahr vergleichen kann, wurden auch die Ergebnisse des vergangenen Jahres neu berechnet. Das schiebt Österreich im Vorjahresranking von Platz 30 auf Platz 19 vor. Davon büßte Österreich heuer eben wieder zwei Plätze ein. Das aktualisierte Ranking attestiert Österreich aber ein deutlich besseres Wirtschaftsumfeld als bisher.

Außerdem sind die Veränderungen in einzelnen Punkten nur minimal. Was die Schwierigkeit der Registrierung eines Unternehmens betrifft, hat Österreich den Abstand zu Neuseeland nur um 0,32 Prozentpunkte reduziert. Bei der Steuerlast hat das Land vier Plätze verloren, zur Nummer eins Irland aber nur 0,06 Prozentpunkte eingebüßt. Der Trend ist für den WU-Mann Franke aber eindeutig: "Es ist offensichtlich, dass die Steuerlast hierzulande sehr hoch ist. Dass diskutiert wird, sie weiter zu erhöhen, ist ja geradezu unglaublich."

Was in der Rangliste der Weltbank sonst noch auffällt: Europäische Unternehmen haben im internationalen Vergleich größere Probleme damit, Zugang zu Krediten zu erhalten, um Investitionen zu finanzieren. "Durch die Bankenreform haben wir es den Klein- und Mittelunternehmen erschwert, an Gelder zu kommen", sagt Bernhard Felderer. Laut Analysten habe auch der Bankenstresstest nicht unwesentlich dazu beigetragen. Aus Angst vor dem EZB-Check haben viele Banken ihre Kreditvergabe eingebremst. Felderer hält das aber nicht für ein allzu großes Problem. Im Moment sei die Nachfrage nach Krediten einfach sehr gering.

Über die Aussagekraft von Rankings wie dem der Weltbank wird viel gestritten. Franke und Felderer sind sich einig, dass kleine Verschiebungen wenig aussagen. "Es gibt aber schon einen Gesamteindruck" , sagt Felderer. "Das lesen Leute, die bei uns investieren und unsere Staatsanleihen kaufen." Nikolaus Franke sieht das ähnlich. "Es ist wichtig zu sehen, wo wir gut sind und wo wir weniger gut sind."

Der Wirtschaftsprofessor sieht hierzulande vor allem ein Mentalitätsproblem. Der Staat sei viel zu oft "Verhinderer", Gründer stünden unter Generalverdacht. Behörden würden sich auf die Suche nach Dingen machen, die fehlen oder die man verbieten könne. Finde man nichts, heiße es: "Na schön, dann machen Sie halt mal." (sat, DER STANDARD, 30.10.2014)