Jerusalem - Israels Justiz hat einen polygam lebenden Sektenführer nach Medienberichten wegen schwerer Sexualverbrechen zu 30 Jahren Haft verurteilt. Der 64-jährige Goel Ratzon, dem Vergewaltigungen, Inzest und Missbrauch zur Last gelegt worden waren, soll gemäß des Urteils vom Dienstag vor allem Minderjährige und auch seine eigenen Töchtern vergewaltigt haben, berichtete die Zeitung "Haaretz".

38 Kinder gezeugt

Nach Angaben seiner Anwältin ist noch nicht entschieden, ob Ratzon Berufung gegen die "drastische Strafe" einlegen wird. Laut der 2010 erhobenen Anklage hatte der Mann 21 Frauen missbraucht, die er allesamt als seine Ehefrauen betrachtete - obwohl er mit keiner von ihnen offiziell verheiratet war. Mit seinen Opfern soll er 38 Kinder gezeugt haben. Vom Vorwurf der Sklaverei wurde er vergangenen Monat freigesprochen, die anderen Tatbestände sah das Gericht in Tel Aviv indes als erwiesen an.

Laut der Anklage hatte der mit langem Bart und schütterem grauen Haar im Gerichtssaal erschienene Täter einen Familien-ähnlichen Kult geschaffen, in dessen Zentrum er als Sektenführer nach Belieben schalten und walten konnte. Sich selbst habe er als Guru mit magischen Kräften inszeniert, der die Frauen heilen oder ihnen schaden könne.

Gehirnwäsche und totale Kontrolle

"Der Beschuldigte behandelte die Frauen so, als ob sie sein Eigentum wären und alleine ihm und seinen Bedürfnissen dienen müssten", hieß es in der Anklageschrift. Seine ausschließlich weiblichen Opfer habe er durch "totale Kontrolle" und regelrechte Hirnwäsche dazu gebracht, sich selbst völlig aufzugeben und die sexuellen und finanziellen Wünsche ihres Gebieters zu erfüllen. (APA/AFP, 29.10.2014)