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Washington - Eine Trägerrakete mit dem unbemannten Versorgungsfrachter "Cygnus" ist beim Start zur Internationalen Raumstation ISS explodiert. Die private amerikanische Antares-Rakete hatte am Dienstag pünktlich um 23.22 MEZ vom Weltraumbahnhof Wallops im US-Bundesstaat Virginia abgehoben. Sekunden später stürzte sie in einem riesigen Feuerball auf die Erde, wie auf Live-Bildern von NASA-TV zu sehen war. Flammen umhüllten die Startplattform, brennende Trümmer flogen in alle Richtungen.

Verletzte oder gar Tote am Boden scheint es laut einem Kommentator des TV-Senders nicht gegeben zu haben, allerdings seien erhebliche Sachschäden entstanden. Die Ursache blieb nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde NASA zunächst unklar. Offensichtlich seien die Treibstofftanks der Rakete explodiert. "Es ist noch viel zu früh, um genau zu wissen, was passiert ist", sagte der ehemalige NASA-Astronaut Frank Culbertson, Vizepräsident der privaten Firma Orbital Sciences, die den "Cygnus"-Transporter sowie die Trägerrakete entwickelt hat.

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Der Frachter, dessen Baureihe bereits drei Einsätze absolviert hat, sollte rund 2.300 Kilogramm Lebensmittel, Vorräte und wissenschaftliches Material zur ISS bringen. Angaben der NASA zur Bedeutung der verlorenen Fracht schwanken zwischen "dringend benötigt" und "nicht unbedingt notwendig". Laut dem NASA-Chef für bemannte Raumfahrt, William Gerstenmaier, sei die ISS-Besatzung aber wegen des ausgefallenen Flugs nicht in Gefahr.

Auf der ISS sind derzeit sechs Raumfahrer stationiert. Drei von ihnen, darunter der Deutsche Alexander Gerst, sollen in zwei Wochen nach 165 Tagen zur Erde zurückkehren. Ihre Nachfolger, ein russischer Kosmonaut und zwei US-Astronauten, sollen zwei Wochen später auf der Raumstation eintreffen.

Video von Beobachtern
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Allein die Kosten der Rakete und des Versorgungsmaterials für die ISS wurden mit etwa 157 Millionen Euro beziffert. Nicht enthalten sind in dieser Summe die Schäden an den Bodeneinrichtungen des Weltraumbahnhofs durch die Explosion.

Ermittler würden nun die Trümmer und Telemetriedaten der Rakete untersuchen, um den Ablauf zu rekonstruieren, sagte Culbertson. Ingenieure berichteten, dass es vor dem Start keinerlei Anzeichen für technische Probleme gegeben habe. Laut Culbertson war nach einer ersten Explosion der Befehl zur völligen Zerstörung des Fluggeräts gegeben worden. Mit einer solchen Maßnahme soll etwa verhindert werden, dass Raketenteile auf bewohntes Gebiet einschlagen. Culbertson fügte hinzu: "Wir werden herausfinden, was schiefgegangen ist, wir werden es beheben und wir werden wieder fliegen."

Rückschlag für Privatunternehmen

Private Unternehmen führen seit mehreren Jahren im Auftrag der NASA Versorgungsflüge zur ISS durch, während die Astronauten mit russischen Sojus-Kapseln ins All gebracht werden. Die US-Raumfahrtbehörde stellte ihr eigenes Shuttle-Programm im Sommer 2011 nach drei Jahrzehnten vor allem aus Kostengründen ein, will aber wieder einsteigen - nicht zuletzt, um die derzeitige Abhängigkeit von Russland in der bemannten Raumfahrt zu beenden.

Einen Rückschlag bedeutet das Unglück aber auch für das US-amerikanische Unternehmen Planetary Resources, das am Langzeitprojekt arbeitet, auf Asteroiden Rohstoffabbau zu betreiben. Ein erster Testsatellit des Projekts, "Arkyd 3", gehörte ebenfalls zur Fracht der explodierten Antares-Rakete.

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Russland will einspringen

Russland hat indessen Ersatz für den ausgefallenen Versorgungsflug angeboten: Sollte die US-Seite darum bitten, könne Russland den Versorgungsflug sofort übernehmen, sagte der Chef des bemannten Raumflugprogramms bei der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Alexej Krasnow.

Für den russischen Nachschub hatte das Unglück keine Konsequenzen, wie Krasnow betonte. Dieser werde ohnehin "größtenteils" von Russland aus zur ISS gebracht. Wie um diese Aussage zu illustrieren, startete wenige Stunden nach der Explosion der "Cygnus" eine russische Sojus-Rakete mit rund 1,8 Tonnen Fracht planmäßig zur ISS. An Bord war nach Angaben von Roskosmos auch "russische Verpflegung" für die US-Besatzungsmitglieder der ISS. (APA/red, 29.10.2014)