Neos-Chef Matthias Strolz beschäftigt sich nicht nur mit Cannabis. Er kann auch gute Gedichte dichten. "Die Kastanie" ("Du bist so prall und so glänzend, so samten und geschmeidig ... Ich trage dich bei mir, du bist mein Schatz." usf.) wurde in der Krone veröffentlicht. Dank authentischer Interpretation durch den Dichter im Kurier wissen wir jetzt auch, dass sein Poem, erstens, "Tiefgründigkeit" beweist und, zweitens, besonders bei Frauen bestens angekommen ist.

Und Frauen ("Meine Familie sind allesamt Frauen, und meine Geschwister sind Frauen"; sic) findet der Neos-Chef "großartig". Nicht, weil sie seiner Kastanienlyrik gegenüber eben nicht in "Fremdabwertung gehen, um sich selbst aufzuwerten", sondern weil sie "besser in sich hineinspüren können" als Männer. Das ist insofern ein politisches Problem, als Politiker "die Kraft für Visionen aus einem inneren Ort voll der Klarheit schöpfen", Männer den Weg dorthin aber "mitunter stärker verschüttet haben".

Vielleicht hilft dagegen mitunter ein Pfeiferl, man weiß es nicht. Wenn gar nichts nützt, hilft jedenfalls sicher eins: ab unter den Kastanienbaum, ab zum Dichten, denn "was raus muss, muss raus".

Sollte das neue Hohe Haus, wie Strolz es sich erträumt, einen "Raum der Kontemplation" bekommen, wäre sogar der Kastanienbaum obsolet. Ein Ort für Poesieschöpfung im Parlament: Wetten, sie dichten noch die Bundeshymne um? (Renate Graber, DER STANDARD, 29.10.2014)