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Katholiken, Protestanten, Orthodoxe - was tun, wenn man einfach ein guter Christ sein will? Heinz-Christian Strache weiß Hilfe. Er präsentierte am Montag in Martin Thürs fescher Talksendung Klartext auf ATV ein neues Modell: den Kulturchristen. Dieser liebt Vernissagen und Orgelkonzerte und lässt keine Opernpremiere aus?

Nichts davon. Der FPÖ-Chef erklärte den Kulturchristen, den er meinte. Er selbst sei einer, sagte er Thür im Abgeordnetensprechzimmer im Parlament, das er zum Song Personal Jesus betrat. Er sei katholisch getauft, versuche, ein guter Mensch zu sein, gehe nicht wöchentlich in die Kirche, aber (da wechselte er in den Plural), "wir sind sehr stark vom Christentum, aber auch vom Judentum in Europa geprägt", erlebten "eine Aufklärung, auch einen Humanismus", hätten "eine westlich-freiheitliche Wertegemeinschaft" und seien in "Tradition und Werten natürlich davon geprägt". Thür fragte mit bierernster Stimme: "Kann ein Moslem auch Kulturchrist sein?" Ganz schloss Strache das nicht aus.

Warum auch? Immerhin hatte Thür zuvor den Islam als Kirche bezeichnet. Auch das Kreuz sei nicht im Besitz der Kirche, so Strache im Gespräch über Kruzifixe in Klassenzimmern. Es sei quasi für alle da. Wem das aber nicht passt, der könne ja das Land verlassen.

Argumente von ÖVP-General Gernot Blümel, der christliche Soziallehre Philosophie statt Religion nennt, und Matthias Strolz, der Religionssprecher der Neos ist, den Posten aber für sinnlos hält, schienen da fast logisch. Der Titel der Einzelgespräche war Oh mein Gott! Politik und Religion. Ernsthaftes zu Säkularität kam nicht. "Oh mein Gott!", dachte sich mancher Zuseher dafür sicher. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 29.10.2014)