Die Ortschaft Johnsonville in Connecticut ist seit 1998 unbewohnt. Am Dienstag begann die Online-Auktion. Der Rufpreis: 800.000 Dollar

Die Versteigerung einer Geisterstadt im US-Bundesstaat Connecticut soll in den nächsten Tagen mindestens 800.000 Dollar (630.000 Euro) einbringen.

Wobei "Geisterstadt" für Johnsonville etwas hoch gegriffen ist: In Wahrheit wird ein Grundstück von 250.000 Quadratmetern verkauft, das von einer Straße geteilt wird und auf dem acht Gebäude "von historischer Bedeutung" aus dem 19. Jahrhundert stehen, wie es auf der Website des Auktionators heißt. Außerdem gibt es einen Teich mit Brücke, Staudamm und Land, das sich für Wohn- oder Gewerbenutzung eignet.

Foto: Auction.com

Seit nunmehr 16 Jahren sind die Häuser in Johnsonville unbewohnt. Rund um Halloween am 31. Oktober hoffen die derzeitigen Besitzer nun auf einen besonders hohen Erlös. Die Ortschaft, die rund zwei Stunden Autofahrt von New York City entfernt ist, stand aber in den letzten Jahren schon mehrmals zum Verkauf. Im Vorjahr etwa wurden vom Besitzer drei Millionen Dollar verlangt - offenbar ohne Erfolg.

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Unter den Häusern, die zum Verkauf stehen, sind eine Kapelle, ein Gemeindehaus, ein Geschäft sowie mehrere Wohnhäuser, alle erbaut um 1840. Eine Garnfabrik bildete im 19. und frühen 20. Jahrhundert das wirtschaftliche Zentrum der Gemeinde.

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In den 1960ern war die Blütezeit von Johnsonville schon lange vorbei. Häuser standen leer, von der Industrie war nicht mehr viel übrig. 1965 begann Raymond Schmitt, der Besitzer eines Luft- und Raumfahrtunternehmens, die kleine Ortschaft aufzukaufen. Er wollte Johnsonville zu einer Touristenattraktion, einer schmucken viktorianischen Retorten-Stadt, machen. Er sammelte Antiquitäten, kaufte alte Gebäude, und ließ sie nach Johnsonville transportieren - darunter eine viktorianische Kapelle und ein Schulhaus. Außerdem erstand er ein Dampfschiff, das mehr als 30 Jahre lang im Dorfteich vor Anker lag.

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Nach einem Blitzeinschlag und einem Feuer in der Mühle kam die Produktion in der Stadt dann ganz zum Erliegen und die übrigen Einwohner verließen die Stadt. 1998 starb der Besitzer, dessen Pläne, Johnsonville zu einem Touristenmagneten zu machen, nie aufgegangen waren. Nun begann der Verfall des schmucken Örtchens. Zwar wohnte niemand mehr hier, dafür kamen plötzlich die Touristen, die Schmitt sich immer gewünscht hatte: Die Geisterstadt wurde durch das Internet berühmt.

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Ein Hotel-Developer soll das Grundstück dann 2001 gekauft haben, passiert ist seither nichts. Nun wird wieder ein neuer Besitzer gesucht.

Am Dienstag begann die Auktion, zwei Tage lang kann online mitgeboten werden. Zur Inspiration für Interessenten: Als zulässige Nutzungsformen des 21. Jahrhunderts werden vom Auktionator Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser, Seniorenwohnen, ein Kultur- bzw. Unterhaltungszentrum, Hotellerie, Restaurants, Shops und Schulen angeführt.

Um dem Begriff "Geisterstadt" gerecht zu werden, heißt es übrigens, dass der Geist von Raymond Schmitt in Johnsonville umgeht. (zof/APA, derStandard.at, 28.10.2014)

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Foto: RM Bradley